Fed will bei Zinssenkungen die Bremse ziehen
Fed will bei Zinssenkungen die Bremse ziehen
Fed will bei Zinssenkungen die Bremse ziehen
det Washington
Die letzte US-Zinssitzung des Jahres hat einen Spalt innerhalb des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) offenbart, der tiefer sein könnte als bisher angenommen. Um 25 Basispunkte schraubte die Notenbank den Zielkorridor für den Tagesgeldsatz am Mittwoch auf 3,25 bis 3,5% herunter. Damit entsprach sie zwar den Markterwartungen – doch richten sich die Blicke bereits auf das kommende Jahr, das für die Währungshüter in Washington ein turbulentes zu werden verspricht. Denn zu erwarten ist nicht nur, dass US-Präsident Donald Trump 2026 den amtierenden Notenbankchef Jerome Powell mit einem Loyalisten ersetzen wird. Auch könnte Trump versuchen, andere Mitglieder des FOMC zum Rücktritt zu zwingen.
Denn das Tempo, mit dem weitere Lockerungen geplant sind, ist dem Präsidenten nicht annähernd hoch genug. So erwarten die Notenbanker in den beiden kommenden Jahren lediglich eine Herabsetzung der Federal Funds Rate um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Prompt reagierte Trump und übte scharfe Kritik. „Die Zinssenkung hätte mindestens doppelt so hoch ausfallen können“, schimpfte er. „Unsere Zinssätze sollten die niedrigsten auf der Welt sein“, so Trump. Dies würde das Wachstum beschleunigen, ohne die Inflation zu befeuern, ist er offenbar überzeugt.
Jobmarkt bereitet Sorgen
Mit einer Mehrheit von 9 zu 3 Stimmen fasste der Ausschuss den Zinsbeschluss, die dritte Lockerung in diesem Jahr. Damit hat der Tagesgeldsatz den tiefsten Stand seit September 2022 erreicht. Damals war die Inflationsbekämpfung die vorrangige Priorität der Fed, die den Zins auf einen Schlag um 0,75 Prozentpunkte hochschraubte.
Zwar liegt die Teuerungsrate heute mit knapp 3% noch relativ deutlich über dem zweiprozentigen Inflationsziel. Mittlerweile sieht eine klare Mehrheit der Zentralbanker die größere gesamtwirtschaftliche Gefahr im kränkelnden Arbeitsmarkt. Dennoch divergieren die Meinungen. So votierten drei Viertel der 12 stimmberechtigten Mitglieder für die beschlossene Lockerung. Nur der Trump-Verbündete Stephen Miran hatte für einen größeren Zinsschritt plädiert. Miran ist damit bei jeder der drei Sitzungen, an denen er bisher teilgenommen hat, vom Mehrheitsentscheid abgewichen.
Unruhen drohen
Eine andere Richtung wollten hingegen Austan Goolsbee, Präsident des Fed-Ableger in Chicago, und Jeffrey Schmid, der die Fed von Kansas City leitet, einschlagen. Sie engagierten sich für einen Verzicht. Goolsbee und Schmid gelten als Tauben, die es vorziehen würden, mit billigerem Geld die Wirtschaft anzukurbeln. Mirans starre Haltung könnte hingegen ein Vorbote bevorstehender Unruhen in den Reihen der Zentralbank sein.
Powell, der dem voraussichtlichen Ende seiner Zeit an der Fed-Spitze gelassen entgegensieht, ließ sich nicht in die Karten schauen. Er bekräftigte wie immer, dass weitere Zinsbeschlüsse streng datenabhängig sein werden. „Wir sind gut positioniert, um abzuwarten, wie sich die Wirtschaft weiterentwickelt“, betonte er. In der offiziellen FOMC-Erklärung ist von moderatem Wirtschaftswachstum die Rede. Das Kommuniqué hob allerdings auch das geringere Stellenwachstum und die kontinuierlich steigende Arbeitslosenquote hervor. Die Inflation sei wieder ein wenig gestiegen und nun „etwas erhöht“, meinten die FOMC-Mitglieder.
„Oberes Ende der neutralen Zone“
Die Märkte reagierten mit Kurssprüngen auf den Beschluss, den Analysten als „falkenhaften Zinssenkung" deuten. Zwar erklärte Powell, dass „wir uns im oberen Ende der neutralen Zone befinden“. Unklar ist, wie sich der Jobmarkt weiterentwickeln wird und was im Januar bei der ersten Sitzung im neuen Jahr geschehen wird. Unterm Strich will eine Mehrheit der Notenbanker aber Vorsicht walten lassen. Deswegen rechnen sie sowohl 2026 als auch 2027 mit nur einem kleinen Zinsschritt.
Vielmehr als die Zinssenkung signalisierte eine andere Entscheidung die prinzipielle Bereitschaft, den Geldhahn dennoch weiter aufzudrehen. So wird die Notenbank ab Freitag den Ankauf kurzfristiger Staatsanleihen in einem Umfang von 40 Mrd. Dollar pro Monat aufnehmen. Dabei handelt es sich mehr um die Verwaltung von Reserven als um eine explizite Form quantitativer Lockerungen. Gleichwohl stellt die Entscheidung eine Wende gegenüber den Offenmarktoperationen der vergangenen Jahre dar. Denn erst vor kurzem hatte die Fed Verkäufe von Staatstiteln zur Reduktion ihrer Bilanzsumme eingestellt.
Inflation tritt in den Hintergrund
Dass die Zentralbank bei der Gewichtung ihres dualen Mandats nun die Stabilisierung des Arbeitsmarkts bevorzugt, schlägt sich auch in den Konjunkturprognosen nieder. So schraubt das FOMC ein wenig überraschend die Wachstumsprognose für 2026 auf 2,3% deutlich hoch. Im September hatten die Notenbanker mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um nur 1,8% gerechnet. Wie auch vor drei Monaten blieben sie bei einer prognostizierten Arbeitslosenquote von 4,4%, die damit aber vergleichsweise hoch ausfallen würde. Dieser Wert – also 4,4% – wurde im September tatsächlich erreicht und ist der höchste Stand seit der Schlussphase der Corona-Krise.
Mit verhaltenem Optimimus schätzen die Währungshüter hingegen die inflationäre Entwicklung ein. Ungeachtet der Gefahr eines neuen Preisschocks als Folge der Strafzölle erwarten sie im kommenden Jahr einen Anstieg des PCE-Preisindex um 2,4% und der Kernrate um 2,6%. Vor einem Vierteljahr hatte die Zentralbank für beide Indizes Werte von 2,6% vorausgesagt.
