US-Notenbankvorsitz

Fed will Zügel straffer ziehen

Die andauernd hohe Inflation bereitet US-Notenbankchef Jerome Powell zunehmend Sorgen. Er ist nun bereit, die geldpolitischen Zügel deutlich straffer zu ziehen. Möglich sind daher mehr als drei Zinserhöhungen in diesem Jahr.

Fed will Zügel straffer ziehen

det Washington

Die US-Notenbank ist angesichts des hohen Inflationsdrucks bereit, die geldpolitischen Zügel rasch straffer zu ziehen. „Wenn die Inflation andauert und dies notwendig wird, dann werden wir den Leitzins weiter anheben“, sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell bei seiner Bestätigungsanhörung vor dem Bankenausschuss des US-Senats. Wie aus der sogenannten Dot-Plot-Grafik des Offenmarktausschusses (FOMC) der Notenbank hervorgeht, rechnet das Lenkungsgremium derzeit mit drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr. Laut Powell können diese im Bedarfsfall aber überschritten werden.

Powell, dessen Bestätigung für eine zweite vierjährige Amtsperiode zur Debatte steht, zeigte sich einerseits überzeugt, dass die Störungen in globalen Lieferketten ebenso wie die daraus resultierenden Versorgungsengpässe allmählich überwunden werden. Gleichwohl rechnet er damit, dass die hohe Inflation noch bis zur Jahresmitte Bestand haben wird. Dazu tragen nach Darstellung des obersten Währungshüters auch die Lohnsteigerungen bei.

Wie das Arbeitsministerium be­richtete, kletterten die Stundenlöhne im Dezember im Vorjahresvergleich um 4,7%. „Höhere Löhne sind eine positive Entwicklung“, sagte der Fed-Chef, betonte aber, dass diese, gepaart mit den Lieferkettenstörungen, ebenfalls den Preisdruck verstärken. Wichtig sei daher, dass die Fed nun vom Krisenmodus und der ultralockeren Geldpolitik, die eine Reaktion auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie waren, Abstand nimmt und sich in Richtung Normalität bewegt.

Zügige Normalisierung

Vor dem Ausbruch der Pandemie sei die US-Wirtschaft elf Jahre in Folge gewachsen und habe damit die längste Expansion in der Geschichte verzeichnet, hob der Fed-Vorsitzende hervor. Nach dem tiefen Einbruch im zweiten Quartal 2020 hätten die vom Kongress verabschiedeten Konjunkturpakete, die akkommodierende Geldpolitik und die Umsetzung von Impfaktionen den Weg bereitet für eine robuste Erholung. „Die Wirtschaft wächst nun mit dem höchsten Tempo seit Jahren, auch der Arbeitsmarkt ist robust“, führte Powell vor dem Senat aus.

Folglich seien aus gesamtwirtschaftlicher Sicht jetzt die Voraussetzungen gegeben, um die Normalisierung voranzutreiben, sagte der Notenbankvorsitzende und wies zugleich darauf hin, dass dies „ein langer Weg sein wird“. Neben den Zinserhöhungen, von denen Goldman Sachs mittlerweile vier in diesem Jahr erwartet und der Chef von J.P. Morgan Chase, Jamie Dimon, „eher mehr als vier“, bereite die Fed folglich auch einen allmählichen Bilanzabbau vor. Laut Powell ist zu erwarten, dass der Verkauf von Anleihen „im späteren Verlauf des Jahres beginnen wird“.

Von demokratischen Senatoren auf die Folgen des Klimawandels angesprochen, bekräftigte der Fed-Chef, dass diese künftig bei der Gestaltung der Geldpolitik stärkere Berücksichtigung finden werden. „Die Rolle der Fed ist dabei eine begrenzte, aber dennoch wichtige“, sagte er. Möglich sei unter anderem die Einführung von „Klima-Stresstests“ für Banken. Auch seien weitere Maßnahmen denkbar, um die Stabilität des Finanzsystems sicherzustellen.

Von Republikanern auf die hohe Staatsverschuldung angesprochen, meinte der Fed-Vorsitzende, dass das günstige konjunkturelle Umfeld nun die Gelegenheit biete, die Schulden wieder auf einen tragfähigen Stand zu bringen. Ausweichend antwortete Powell auf Fragen der demokratischen Senatorin Elizabeth Warren zur Verletzung von Ethikregeln durch einige Notenbanker. Erwartet wird, dass Warren und mindestens zwei andere Demokraten wegen der Ethikverstöße und wegen der Haltung des Fed-Chefs zum Klimawandel, gegen dessen Folgen die Fed in ihrer Wahrnehmung nicht energisch genug vorgeht, gegen die Verlängerung von Powells Amtszeit stimmen werden. Dennoch gilt als sicher, dass der Senat ihn auf Empfehlung des Bankenausschusses mit einer klaren Mehrheit bestätigen wird.

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