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Fillon muss sich verantworten

wü - Es war eine Veranstaltung, die glatt als Narrensitzung hätte durchgehen können. Während die Jecken im Rheinland Karneval feierten, sollte in Paris der Prozess gegen den ehemaligen Premierminister François Fillon und seine Frau Penelope...

Fillon muss sich verantworten

wü – Es war eine Veranstaltung, die glatt als Narrensitzung hätte durchgehen können. Während die Jecken im Rheinland Karneval feierten, sollte in Paris der Prozess gegen den ehemaligen Premierminister François Fillon und seine Frau Penelope beginnen. Eigentlich. Denn der Anwalt des früheren Präsidentschaftskandidaten der konservativen Republikaner beantragte aus Solidarität mit den gegen die geplante Rentenreform streikenden Anwältinnen und Anwälten eine Vertagung, der die Vorsitzende Richterin nachgab. Der Prozessbeginn gegen den Politiker, der am 4. März 66 Jahre alt wird, seine 64-jährige Frau und den im Rahmen der Scheinbeschäftigungsaffäre ebenfalls angeklagten Marc Joulaud wurde deshalb auf Aschermittwoch verschoben.Fillon wird unter anderem Veruntreuung öffentlicher Gelder und von Gesellschaftsvermögen vorgeworfen, seiner Frau Beihilfe. Die gebürtige Britin Penelope Fillon soll von 1998 bis 2007 sowie 2012 und 2013 als parlamentarische Mitarbeiterin für ihren Mann und dessen Nachfolger in der Nationalversammlung, Marc Joulaud, als Scheinbeschäftigte gearbeitet und dafür insgesamt rund 1,05 Mill. Euro erhalten haben. Anschließend soll ihr Mann ihr zu einem Vertrag mit Ladreit de Lacharrière verholfen haben, dem Gründer und Chef der Gesellschaft Fimalac. Dieser gehörte früher die Ratingagentur Fitch.Vor allem aber gehört Ladreit de Lacharrière die monatlich erscheinende Literaturzeitschrift “Revue des Deux Mondes”, von der Penelope Fillon von Mai 2012 bis Dezember 2013 pro Monat ein Nettogehalt von 3 900 Euro bezogen haben soll, obwohl lediglich zwei Literaturnotizen von ihr veröffentlicht wurden.Für den Missbrauch öffentlicher Gelder drohen in Frankreich bis zu zehn Jahre Gefängnis sowie eine Geldstrafe bis zu 1 Mill. Euro. Die französische Nationalversammlung, die als Nebenklägerin auftritt, verlangt außerdem mehr als 1 Mill. Euro Entschädigung und Schadenersatz.Die Fillons und Joulaud, der sich ebenfalls wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder verantworten muss, haben mehrfach ihre Unschuld beteuert. Ins Rollen gekommen war die Scheinbeschäftigungsaffäre um Penelope Fillon durch einen entsprechenden Enthüllungsbericht der Zeitung “Le Canard Enchaîné”, der Anfang 2017 nur wenige Monate vor den Präsidentschaftswahlen erschien. Trotz der dadurch gegen ihn und seine Frau ausgelösten Ermittlungen hielt der frühere Premierminister von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy an seiner Kandidatur fest. Er kam in der ersten Wahlrunde am 23. April 2017 auf 20 % der Stimmen und qualifizierte sich damit nicht für die Stichwahl.Geld habe für Fillon immer eine wichtige Rolle gespielt, sagen die beiden Investigativjournalisten Gérard Davet und Fabrice Lhomme von “Le Monde”. Denn der Unterhalt seines Anwesens, der fünf Kinder und seiner Vorliebe für Luxus koste viel Geld.