Zulassung durch Notenbank

Finanzexperten loben Zulassung von Scope durch EZB

Die EZB hat die in Berlin ansässige Ratingagentur Scope Ratings als ersten europäischen Bonitätswächter zugelassen. Finanzexperten reagieren positiv.

Finanzexperten loben Zulassung von Scope durch EZB

Positive Reaktion auf EZB-Votum zu Scope

Notenbank lässt Ratingagentur zu – EU-Abgeordneter Ferber: Starkes Signal für Europa

ms/fed Frankfurt

Die Zulassung von Scope Ratings als neue externe Ratingagentur bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist von Finanzexperten sehr positiv beurteilt worden. Der EU-Abgeordnete Markus Ferber (CSU) sprach von einem „starken Signal“ für den Finanzstandort Europa. Der Geschäftsführer des Frankfurter Center for Financial Studies, Volker Brühl, begrüßte den daraus resultierenden stärkeren Wettbewerb. Ähnlich äußerte sich auch der Geldpolitikexperte und frühere Wirtschaftsweise Volker Wieland. Er wies aber zugleich darauf hin, dass der Standort nicht das wichtigste Qualitätskriterium sei.

Die EZB hatte am Freitag mitgeteilt, dass sie Scope als erste europäische Ratingagentur zulässt und sich somit künftig auch auf die Bewertungen des in Berlin ansässigen Unternehmens stützt. Bislang sind nur die drei US-Ratingriesen S&P, Moody’s und Fitch sowie die kanadische Agentur DBRS zugelassen. Die Urteile sind nicht zuletzt entscheidend dafür, welche Wertpapiere als Sicherheiten für Zentralbankgeld hinterlegt werden dürfen.

Wettbewerb belebt das Geschäft

„Die Entscheidung der EZB, nun auch Kreditbewertungen der europäischen Ratingagentur Scope Ratings zu akzeptieren, ist ein starkes Signal für den europäischen Markt“, sagte der EU-Abgeordnete Ferber der Börsen-Zeitung. „Bei Kreditratings gab es bisher nahezu ein Monopol einiger nordamerikanischer Anbieter. Dass nun auch ein europäischer Anbieter in der ersten Liga für Kreditratings mitspielt, tut dem Finanzstandort Europa gut“, so der Finanzexperte. „Bekanntlich belebt Wettbewerb das Geschäft – das gilt auch für den Ratingmarkt.“

„Dieser Schritt der EZB ist sehr zu begrüßen, denn damit wird erstmals eine Ratingagentur zugelassen, die nicht aus Nordamerika kommt“, sagte auch CFS-Geschäftsführer Brühl auf Anfrage. „Dadurch wird sich der Wettbewerb unter den Ratingagenturen deutlich erhöhen.“ Das Oligopol der großen Agenturen trägt nach Einschätzung von Kritikern auch zu vergleichsweise hohen Gebühren für die Bonitätsurteile bei. In der Euro-Krise war zudem bemängelt worden, dass den US-Experten das Verständnis für die Besonderheiten der Währungsunion fehle.

Qualität der Arbeit entscheidend

„Grundsätzlich ist es positiv, dass mehr Ratings und Ratingagenturen zur Verfügung und im Wettbewerb miteinander stehen“, sagte auch der Geldpolitik-Experte Wieland zur Börsen-Zeitung. Die EZB habe jetzt mehr Einschätzungen zur Verfügung in ihrer Bewertung von Wertpapieren. „Das ist sinnvoll, solange diese Agenturen und ihre Ratingmethoden angemessen überwacht werden“, sagte Wieland. In Europa ist dafür die in Paris sitzende European Securities and Markets Authority (ESMA) zuständig. In der Finanzkrise habe sich gezeigt, „dass komplexe Finanzprodukte zu positiv geratet, also die Risiken unterschätzt wurden.“ „Das gilt es zu vermeiden“, so Wieland weiter. „Dafür ist das Sitzland, ob nun USA oder Europa, nicht das entscheidende Kriterium, sondern die Qualität der Arbeit und Vorkehrungen, Anreize für zu freundliche Ratings zu vermeiden.“

Die EZB erkennt Scope nun als externe Ratingagentur für die meisten Wertpapiere an. Dies gilt aber nicht für forderungsbesicherte Scheine, sogenannte ABS-Papiere. Die ABS-Bewertungen von Scope erfüllen laut EZB derzeit nicht die Zulassungsvoraussetzungen. Der Integrationsprozess in die IT-Infrastruktur der Euro-Notenbanken, der voraussichtlich mehrere Monate benötige, wird sofort eingeleitet. Die EZB will auf ihrer Internetseite ankündigen, ab wann Scope-Ratings für geldpolitische Zwecke nutzbar sind.

"Robustheit verbessert"

Guillaume Jolivet, Chief Analytical Officer bei Scope, freute sich über die EZB-Zulassung: Wir haben in den letzten fünf Jahren hart daran gearbeitet, nicht nur unsere Ratingabdeckung zu erhöhen, sondern auch die Robustheit unserer Systeme und Prozesse zu verbessern."

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