Finanzmarktexperten verdauen Trump-Schock
Finanzmarktexperten verdauen Trump-Schock
ZEW-Konjunkturindex steigt überraschend – Lagebarometer gibt nach – Mehr Zuversicht für exportorientierte Branchen
ba Frankfurt
Die ersten Schrecken der Trump´schen Zollpolitik haben die Finanzmarktexperten verdaut, wie der unerwartete Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen für die deutsche Wirtschaft zeigt. Laut dem Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ist der Indikator, der die Aussichten für die kommenden sechs Monate misst, um 2,6 auf plus 37,3 Punkte geklettert. Ökonomen hatten hingegen mit einem neuen Zählerstand von 26,3 gerechnet. Nach dem jüngsten Einbruch im August im Gefolge des Zollabkommens zwischen den USA und der EU „stabilisieren sich die Erwartungen im September“, kommentiert das ZEW.
Lagebarometer gibt erneut nach
Damit folgt der an den Finanzmärkten stark beobachtete Indikator nicht den negativen Vorgaben der Sentix-Umfrage. Ökonomen halten das Überraschungspotential bei der kommende Woche anstehenden Ergebnisse der Geschäftsklimaumfrage des Ifo sowie der Einkaufsmanagerumfrage aber weiter für gering. Nicht zuletzt, da die aktuelle Lage zum zweiten Mal in Folge schwächer beurteilt wurde. So gab der Lageindikator für Deutschland um 7,8 auf minus 76,4 Punkte nach. „Ein erneuter Schlag ins Gesicht“, wie Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank sagt. Solange sich die Rahmenbedingungen hierzulande nicht änderten, würden Konjunkturhoffnungen wohl eher verpuffen. „Die Weltwirtschaft könnte das verhindern, wäre sie durch Zölle und Geopolitik derzeit nicht so sehr gebeutelt“, urteilt Krüger. „Je schlechter die aktuelle Lage beurteilt wird, desto eher neigen die befragten Finanzmarktexperten dazu, eine Verbesserung für die Zukunft anzunehmen“, ordnet Christian Lips von der NordLB das Ergebnis ein. Er erwartet, dass das laufende dritte Quartal abermals schwach ausfällt und es Deutschland auch in diesem Jahr noch nicht gelingt, „aus der wirtschaftlichen Stagnation nachhaltig auszubrechen“.
Risiken bleiben
Insgesamt haben sich die Konjunkturerwartungen nun im dritten Quartal deutlich gegenüber der ersten Jahreshälfte verbessert, erklärt Robin Winkler, Deutschland-Chefvolkswirt von Deutsche Bank Research: „Die Konjunktur erholt sich – die Frage ist nur, wie schnell.“ „Die Risiken sind weiterhin beachtlich, denn die Unsicherheit bezüglich der US-amerikanischen Zollpolitik sowie des deutschen ‚Herbsts der Reformen‘ bleibt bestehen“, betont ZEW-Präsident Achim Wambach. Seit dem 7. August werden die meisten Warenexporte aus der EU in die USA mit einem Zollsatz von 15% belegt. Insbesondere, so Wambach, hätten sich die Aussichten für exportorientierte Branchen verbessert, die zuletzt einen Einbruch erlebt hatten. „Am meisten profitieren die Automobilbranche, sowie die Chemie- und Pharmaindustrie.“ Auch die Metallproduktion habe sich verbessert. „Jedoch bleiben alle drei Salden der genannten Branchen weiterhin im negativen Bereich“, mahnt Wambach.
USA werden kritisch beäugt
Im Unterschied zu Deutschland bewerten die 182 befragten Investoren und Analysten für den Euroraum und China sowohl die Konjunkturaussichten als auch die aktuelle Lage besser als im Vormonat. Allein für die USA liegt der Saldo bei den Konjunkturerwartungen trotz eines Anstiegs noch deutlich im negativen Bereich. Zudem hat auch für die USA das Lagebarometer weiter nachgegeben.