Firmen fürchten mehr Belastungen
Firmen fürchten mehr Belastungen
DIHK-Umfrage: Zoll-Deal mit den USA schürt neue Sorgen
ba Frankfurt
Belastung statt Entlastung: Vom DIHK befragte Unternehmen senken den Daumen über den Zoll-Deal der EU mit den USA. Nach der Einigung würden unter den rund 3.500 befragten Firmen 58% weitere Beeinträchtigungen im transatlantischen Handel erwarten, berichtet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Von den Unternehmen mit direktem US-Geschäft antworteten 74% entsprechend, bei jenen ohne direkten US-Bezug waren es 38%. „Statt Erleichterung melden uns viele deutsche Unternehmen vor allem eins: zusätzliche Sorgen“, resümiert DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov.
Mit einer wirtschaftlichen Entlastung durch die Zolleinigung würde so gut wie niemand rechnen: Nur 5% der befragten Betriebe erwarten positive Effekte. Wobei 7% der Betriebe mit direktem US-Geschäft eine „deutliche“ oder zumindest „mittlere“ Entlastung voraussagen, aber nur 3% der Unternehmen ohne US-Geschäft. Melnikov bezeichnete die Einigung, mit der ab diesem Donnerstag die meisten Warenimporte aus der EU in die USA mit einem Zollsatz von 15% belegt sind, als „vielleicht politisch notwendig“, für viele Unternehmen in Deutschland sei sie dennoch „eine bittere Pille“, die zudem neben den höheren Zöllen als Nebenwirkung mehr Bürokratie sowie sinkende Wettbewerbsfähigkeit mit sich bringe. „Besonders problematisch: Es ist nicht einmal sicher, ob dieser Kompromiss hält“, mahnt Melnikov. „Nichts ist garantiert: Gerade deshalb muss die EU-Kommission in den weiteren Gesprächen dringend auf echte wirtschaftliche Verbesserungen drängen.“
Schaden beidseits des Atlantiks
Bereits die bisherige US-Handelspolitik hat für 72% aller befragten Unternehmen negative Auswirkungen, teils sogar „deutlich negative“. Dies spüren insbesondere Betriebe mit direktem US-Geschäft – dort sind es 90%. Als größte Belastung macht der DIHK die anhaltende handelspolitische Unsicherheit, vor allem die Sorge vor weiteren Zollmaßnahmen aus. 80% der Befragten sahen dies als zentrales Problem. Mit 72% nennen nur etwas weniger den US-Basiszollsatz von aktuell 10% und die anstehende Anhebung auf 15% als spürbare Belastung ihrer Geschäfte.
Dass die US-Zollpolitik beidseits des Atlantiks Unternehmen und Verbraucher schädigt, zeigt der Umgang mit den Zollkosten: 31% der Betriebe geben die Mehrkosten zumindest zum Teil weiter – 62% davon sogar ohne Abschläge, 22% wollen sie zumindest zur Hälfte über Preiserhöhungen ausgleichen. Damit heizen die Zölle die US-Inflation weiter an. Allerdings gaben auch 15% an, die Zollkosten selber zu tragen, etwa durch eine reduzierte Marge.
Investitionen werden schon mal nicht angekurbelt
Auch in der globalen Marktstrategie zeigen sich Spuren der handelspolitischen Unsicherheiten. 54% der Befragten mit direktem US-Geschäft wollen weniger mit den USA handeln. 26% reduzieren ihre US-Investitionen oder legen sie auf Eis. Mehr investieren wollen nur 5%. Knapp zwei Drittel der Unternehmen nehmen verstärkt neue Märkte in den Blick. Für 73% davon gewinnt der europäische Binnenmarkt als stabiler und berechenbarer Wirtschaftsraum mehr an Bedeutung. „Auch der asiatisch-pazifische Raum rückt stärker in den Fokus, ebenso wie weitere europäische Länder außerhalb der EU“, heißt es beim DIHK. Attraktiver würden auch Mexiko und Kanada. „Trotz aller Herausforderungen bleibt der transatlantische Markt für die deutsche Wirtschaft unverzichtbar“, mahnt Melnikov.