Länderbonität unter Druck

Fitch senkt Ratingausblick für China

Wachsende Verschuldungsprobleme und gedämpfte Wachstumsaussichten veranlassen die Ratingagentur Fitch, den Ausblick für Chinas Kreditwürdigkeit von stabil auf negativ zu senken. An den Märkten sorgt dies für wenig Aufregung, nachdem Moody’s bereits im Dezember zur selben Einschätzung gekommen war.

Fitch senkt Ratingausblick für China

Fitch senkt Ratingausblick für China

Wachsende Verschuldung und schwächerer Wachstumsausblick setzen Bonität unter Druck

nh Schanghai

Fitch Ratings verändert den Ausblick für Chinas Länderbonität von stabil auf negativ. Theoretisch droht damit eine Herabstufung der gegenwärtig bei „A+“ stehenden Ratings für chinesische Staatsanleihen. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass es in näherer Zukunft zu einer tatsächlichen Senkung der Bonitätsnote kommen wird.

Fitch begründet den negativen Ausblick mit Belastungsfaktoren, die erst in mittlerer Frist stärker zum Tragen kommen dürften. So hebt die Ratingagentur auf die Gefahr ab, dass Chinas Regierung in den kommenden Jahren fiskalische Defizite kräftig ausweiten muss, um die von schwerwiegenden Immobilienmarktproblemen behinderte Konjunktur- und Wachstumsdynamik auf Kurs zu halten.

Peking zeigt sich verärgert

Mit der Veränderung des Rating-Outlook folgt Fitch dem Vorgehen der Ratingagentur Moody’s, die bereits Anfang Dezember den Ausblick für die Ländernote auf negativ änderte. Nachdem Chinas Outlook zuvor über sieben Jahre hinweg bei allen Ratingagenturen stabil geblieben war, hatte die Moody’s-Entscheidung im Dezember einiges Aufsehen in Peking erregt und die Regierung zu einer scharfen Replik veranlasst. Auch diesmal wurde die Maßnahme als fehlgeleitet bezeichnet. Die Ratingmethodik verkenne die positive Rolle, die Chinas Fiskalpolitik bei der Stabilisierung des Wachstums wie auch der Verschuldungsrelationen spiele.

Märkte bleiben gelassen

An den Märkten allerdings wurde die Entscheidung sowohl im Dezember als auch nun am Mittwoch mit Gelassenheit aufgenommen. Analysten betonen, dass die von den Ratingagenturen angeführten Entwicklungen nicht zu einer tatsächlichen Erhöhung des Ausfallrisikos bei chinesischen Regierungsanleihen führen.

„Aus einer Ratingperspektive heraus haben Defizite und Regierungsverschuldung in den letzten Jahren die fiskalischen Puffer stark erodiert“, heißt es in der Begründung von Fitch Ratings. Für das laufende Jahr plant Peking die Begebung von ultralanglaufenden Sonderregierungsanleihen in einem Umfang von 1 Bill. Yuan (rund 128 Mrd. Euro), die nicht in die Budgetdefizitrechnung eingehen werden. Nachdem Peking im vergangenen Jahr den Anteil des Budgetdefizits am Bruttoinlandsprodukt auf 3,8% kräftig ausgeweitet hatte, ist für 2024 eine Rückkehr zu einer gewohnten Verschuldungsquote von 3% geplant.

In einer von Fitch aufgemachten Rechnung zum „allgemeinen Regierungsdefizit“, mit dem auch außerhalb des offiziellen Budgets stehende fiskalische Aktivitäten abgebildet werden, dürfte die Defizitquote in diesem Jahr sehr deutlich von 5,8 auf 7,1% ansteigen. Diese Kennziffer hatte im Jahr 2020 im Zusammenhang mit dem Pandemie-Ausbruch einen Spitzenwert bei 8,6% erreicht.

Versteckte Verschuldung

Fitch hebt bei der Einschätzung auf die Problematik einer „versteckten Verschuldung“ ab, die sich mit der extrem komplexen und undurchsichtigen Finanzlage chinesischer Lokalregierungen verbindet. Auch Moody’s hatte im Dezember auf die zunehmend wacklige Verschuldungssituation von Lokalregierungen sowie zahlreichen Staatsfirmen abgehoben. Dies erfordere wachsenden finanziellen Beistand seitens der Zentralregierung.

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