Frankreich muss Spitzenposition bei Auslandsinvestitionen in Europa verteidigen


Macrons Antwort auf den IRA
Frankreich umgarnt ausländische Investoren mit Reindustrialisierungspolitik
wü Paris
Es ist ein Riesenprojekt, um das sich auch Deutschland und die Niederlande beworben haben. Doch es ist Dünkirchen in Frankreich, das den Zuschlag für die erste Batteriefabrik erhalten hat, die Prologium aus Taiwan in Europa bauen will. Das Projekt sieht Investitionen in Höhe von 5,2 Mrd. Euro und 3.000 Arbeitsplätze vor. Es ist nicht nur ein Beispiel für die Reindustrialisierungspolitik, die sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf die Fahnen geschrieben hat. Es ist auch ein Beispiel dafür, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone bei ausländischen Investoren die Nase vorn hat.
Noch. Denn laut einer neuen Studie von EY sind ausländische Investoren inzwischen weniger optimistisch, was die künftige Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Frankreich angeht. Äußerten sich noch vor einem Jahr Dreiviertel von ihnen zuversichtlich, sind es inzwischen nur noch 53%. Die Proteste gegen die Rentenreform seit Beginn des Jahres und der Verlust der absoluten Mehrheit der Regierungspartei Renaissance bei den Parlamentswahlen im Juni dürften dafür mitverantwortlich sein.
Mit 1.259 Projekten lag Frankreich im letzten Jahr bei Auslandsinvestitionen laut EY jedoch im vierten Jahr in Folge vor Großbritannien (929 Projekte) und Deutschland (832 Projekte). Allerdings handelt es sich bei zwei Dritteln der Investitionsentscheidungen um die Ausweitung bestehender Standorte. Zudem sind durch die Auslandsinvestitionen in Frankreich weniger Arbeitsplätze als in anderen Ländern entstanden.
Das will Macron nun ändern. Bei dem neuen „Choose France”-Gipfel, der am Montag in Versailles stattfinden soll, will er versuchen, ausländische Investoren davon zu überzeugen, dass Frankreich noch immer attraktiv ist und auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingeht. Nur einen Tag später soll das Gesetz für grüne Industrien im Ministerrat präsentiert werden. Nach dem Vorbild des amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) soll es die Ansiedlung neuer Fabriken erleichtern und die Dekarbonisierung vorantreiben. Geplant sind unter anderem Steuergutschriften für grüne Technologien. Sie sollen helfen, bis 2030 Investitionen in Höhe von 20 Mrd. Euro auszulösen.
Als Macron die Maßnahmen zur Reindustrialisierung vorstellte, forderte er zudem eine Regulierungspause auf europäischer Ebene, damit die Industrie die bereits beschlossenen Standards des europäischen Green Deals besser verdauen könne. „Europa hat auf diesem Gebiet schon sehr viel mehr als die Amerikaner und die Chinesen gemacht“, argumentiert Macron. „Wir brauchen Stabilität, nicht neue Änderungen bei den Regeln.“ Wenn jetzt weitere neue Regeln dazukämen, bestehe das Risiko, dass Europa bei der Regulierung am besten abschneide, bei der Finanzierung jedoch am schlechtesten.
Frankreichs Staatsoberhaupt bestätigte zudem, dass der Bonus, den Käufer von Elektrofahrzeugen, die weniger als 47.000 Euro kosten, bekommen, zukünftig vom CO2-Abdruck des Fahrzeugs abhängen soll. Dadurch sollen in Europa produzierte Fahrzeuge bevorzugt werden. Derzeit gibt es in Frankreich für den Kauf eines E-Autos einen Bonus von bis zu 5.000 Euro, für einkommensschwache Haushalte sind es bis zu 7.000 Euro. „Das heißt nicht, dass wir Protektionismus betreiben werden“, betonte Macron. „Aber wird werden das Geld französischer Steuerzahler nicht dafür nutzen, die nichteuropäische Industrialisierung zu beschleunigen“, bekräftigte er.