Der staatliche Thinktank Conseil d’analyse économique (CAE) stellt Frankreich im Vergleich zu anderen Ländern für das Management der Coronavirus-Krise relativ schlechte Noten aus. Doch in diesem Jahr dürfte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone deutlich besser abschneiden als die meisten ihrer Nachbarn. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2020 um 8% eingebrochen ist, dürfte es in diesem Jahr um 6,25% zulegen und damit stärker wachsen als im übrigen Europa, Spanien ausgenommen.

Die Rückkehr der französischen Wirtschaft auf ihr Vorkrisenniveau geht einher mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit. So geht das staatliche Statistikamt Insee davon aus, dass in diesem Jahr mehr als 500000 neue Stellen in Frankreich geschaffen werden. Das wären deutlich mehr als die wegen der Krise im letzten Jahr 300000 verlorenen Arbeitsplätze. Nachdem die Arbeitslosenquote im ersten Quartal inklusive der Übersee-Départements bis auf Ma­yotte 8,1% und im zweiten Quartal 8,0% betrug, dürfte sie bis Ende des Jahres auf 7,6% sinken, erwarten die Insee-Statistiker.

Diese Prognose enthalte nur wenig Unsicherheiten, sagte Julien Pouget, der Leiter der Insee-Konjunkturabteilung. Wenn man von dem von strengen Ausgangssperren geprägten vergangenen Jahr absieht, be­wegte sich die Arbeitslosenquote in Frankreich zuletzt 2008 auf einem ähnlichen Niveau. Damit scheint das von Präsident Emmanuel Macron 2017 verkündete Ziel, die Arbeitslosenquote während seiner Amtszeit von knapp 10% auf 7% senken zu wollen, kurz vor den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr in greifbare Nähe zu rücken.

Allerdings geht der staatliche Thinktank CAE, der den Premierminister berät, mit dem Krisenmanagement von ihm und seiner Regierung im letzten Jahr kritisch ins Gericht. Der CAE hat einen speziellen Index für die Coronakrise 2020 erstellt, in dem die Entwicklung der wirtschaftlichen Aktivität, aber auch die durch die Pandemie verursachte Sterberate berücksichtigt wird. In diesem Index findet sich Frankreich nur auf Platz 26 der insgesamt 38 analysierten Länder. Angeführt wird der Index von Irland, Südkorea und Australien. Bulgarien, Italien und Spanien bilden die Schlusslichter.