Frischer Wind im Banco de España
ths – Der Gouverneur der spanischen Notenbank, Pablo Hernández de Cos, hatte am Mittwoch seinen ersten medienwirksamen Auftritt, der es gleich in die Fernsehnachrichten schaffte. Im Parlament stellte der 47-Jährige, der im Juni die Nachfolge von Luis Linde angetreten hatte, den Jahresbericht des Banco de España vor. Dabei kritisierte er einige der wirtschaftspolitischen Pläne der sozialistischen Minderheitsregierung, die derzeit noch um eine parlamentarische Mehrheit für ihren Haushaltsplan 2019 ringt. Hernández de Cos warnte vor der geplanten Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns um 22 % auf 900 Euro im Monat, die seiner Meinung nach Arbeitsplätze kosten wird. “Wir wollen doch nicht das Gegenteil von dem erreichen, worum es uns geht, und die Arbeitsplätze für die reduzieren, denen wir helfen wollen, nämlich den Jugendlichen”, sagte der Gouverneur vor den Abgeordneten. Besonders im linken Lager gab es für diese Worte des Notenbankchefs Kritik. Wirtschaftsministerin Nadia Calviño, die immerhin von der Haushaltsabteilung der Europäischen Kommission ins Ministerium gewechselt war, hatte die Anhebung des Mindestlohns verteidigt, da es ihrer Meinung nach keine empirischen Belege dafür gibt, dass dadurch Jobs vernichtet werden.Ohne direkt auf die Haushaltspläne einzugehen, mahnte Hernández de Cos, Spanien müsse “den fiskalischen Konsolidierungsprozess wieder aufnehmen”. Die Regierung hat jedoch mit Brüssel eine Abweichung von einem halben Prozentpunkt vom Defizitziel ausgehandelt.Hernández de Cos wurde Ende Mai von der konservativen Regierung ernannt, nur Tage bevor diese wegen eines Korruptionsskandals stürzte. Er gilt jedoch als unparteiisch. Der Wirtschaftsexperte hat seine gesamte Karriere bei der Zentralbank verbracht. Er arbeitete auch einige Jahre als Berater bei der Europäischen Zentralbank (EZB), wo er seinen Vorgänger Linde in den letzten Jahren in Ratssitzungen vertreten durfte.Mit Hernández de Cos ist frischer Wind in den altehrwürdigen Palast des Banco de España gekommen. Im Gegensatz zu Linde, der die Medien scheute wie der Teufel das Weihwasser, will sich Hernández de Cos mehr mit den Journalisten auseinandersetzen. Neuerdings werden deutlich mehr Studien und Analysen der Notenbank veröffentlicht als je zuvor. Und seit Mittwoch hat der Banco de España sogar ein Konto bei Twitter. “Wir sind uns bewusst, dass wir lange gewartet haben, um diesen Kanal zu eröffnen, aber wir wollen nun schnell Erfahrung sammeln und klarmachen, dass wir auf Transparenz und Kommunikation setzen, die fundamental sind für die Aktivitäten einer modernen Zentralbank”, erklärte der Gouverneur.