Frühjahrsaufschwung schwächelt

Arbeitslosenzahl fällt aberunter die Dreimillionenmarke - Volkswirte über geringen Rückgang enttäuscht

Frühjahrsaufschwung schwächelt

Die jüngste Konjunkturflaute in Deutschland und die anhaltend schlechte wirtschaftliche Situation in den Euro-Krisenländern haben noch keine Spuren auf dem heimischen Arbeitsmarkt hinterlassen: Im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen wieder unter die Dreimillionengrenze gefallen. Allerdings fiel der Frühjahrsaufschwung etwas schwächer aus als in den Jahren davor.lz Frankfurt – Wie die Bundesagentur für Arbeit meldet, ist die Zahl der Arbeitslosen im Mai mit 2,94 Millionen erstmals seit Dezember wieder unter die Marke von drei Millionen gefallen. Zum Vormonat waren es 83000 Arbeitslose weniger, aber zum Vorjahresmonat 82000 mehr. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen stieg die Zahl der Arbeitslosen um 21000.Volkswirte werteten die Zahlen als negative Überraschung. Christian Schulz von der Berenberg Bank sprach von einem “vorübergehenden Rückschlag”. “Die leichte Aufwärtstendenz bei der Arbeitslosigkeit wird in den nächsten Monaten wohl anhalten”, erwartet hingegen Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank. Frank- Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur, zeigte sich von den Einschätzungen unbeeindruckt. Es gebe keine Hinweise, dass der Arbeitsmarkt nach unten wegkippt. Er befinde sich in einer robusten Verfassung – und das werde auch für den Rest des Jahres anhalten. Bei vielen Unternehmen gebe es einen Investitionsstau. Sie warteten nur darauf, dass sich die konjunkturelle Entwicklung bessert.Der Ökonomen-Kritik an den etwas schlechter als erwartet ausgefallenen Arbeitslosenzahlen begegnet er mit dem Hinweis, der deutsche Arbeitsmarkt stecke eben “in der Falle des Erfolgs”. Von den derzeit sehr guten Daten etwa hinsichtlich der Erwerbstätigkeit sei so einfach “keine Steigerung mehr zu erwarten”. Trotzdem traut die Industriestaaten-Organisation OECD Deutschland bis 2014 sogar Vollbeschäftigung zu. OECD-Deutschland-Experte Andreas Wörgötter geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote hierzulande dann bis auf 5% fällt.Den etwas abgeschwächten Frühjahrsaufschwung führt die Bundesagentur auf das schlechte Wetter zurück. Besonders auf dem Bau, aber auch in anderen Außenberufen hätten Unternehmen wegen der wetterbedingt schwierigen Auftragslage Einstellungen hinausgezögert. Spürbar sei die Entwicklung auch bei den Erwerbstätigen; ihre Zahl sei im Mai saisonbereinigt wohl erstmals seit längerem wieder gesunken. Für den Jahresdurchschnitt 2013 rechnet die Bundesagentur unverändert mit unter 3 Millionen Arbeitslosen.Das Bundeskabinett beschloss unterdessen eine neue Beschäftigungsverordnung, womit der Arbeitsmarkt nun auch für Fachkräfte aus Staaten außerhalb der Europäischen Union geöffnet wird, die nicht studiert haben. Bewerber aus Drittstaaten sollen in Deutschland arbeiten dürfen, wenn in einem bestimmten Bereich Fachkräfte fehlen und sie eine passende Ausbildung mitbringen. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte im Februar als Beispiele Krankenpfleger, Elektriker und Lokführer genannt.