Wirtschaftsflaute belastet

Gemischte Signale für den deutschen Arbeitsmarkt

Das Arbeitsmarktbarometer des IAB verheißt mit dem Anstieg im September eine Stabilisierung am deutschen Arbeitsmarkt. Der Rückgang des Ifo-Beschäftigungsbarometers deutet eher auf einen weiteren Stellenabbau hin.

Gemischte Signale für den deutschen Arbeitsmarkt

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den deutschen Arbeitsmarkt

ba Frankfurt

Frühbarometer von Ifo und IAB laufen entgegengesetzt

Die Aussichten für den deutschen Arbeitsmarkt trüben sich nicht ganz im Einklang mit den anschwellenden Konjunktursorgen ein. Die Frühbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Ifo Instituts für den September driften auseinander: Während das Ifo-Beschäftigungsbarometer mit seinem erneuten Rückgang anzeigt, dass Unternehmen zunehmend planen, mit weniger Personal auszukommen, deutet das IAB-Arbeitsmarktbarometer eher auf eine sinkende Arbeitslosigkeit hin. Im September allerdings dürfte die Zahl der Arbeitslosen noch gestiegen sein – Ökonomen erwarten im Mittel, dass die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Dienstag ein Plus von 10.000 vermelden wird. Im August überschritt die Arbeitslosenzahl erstmals seit über zehn Jahren die 3-Millionen-Marke.

„Licht am Ende des Tunnels“

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer kletterte um 0,2 auf 100,7 Punkte und damit den höchsten Stand seit zwei Jahren. „Die Arbeitsagenturen sehen bei der Arbeitslosigkeit Licht am Ende des Tunnels“, erklärt IAB-Experte Enzo Weber den Anstieg der Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit um 0,4 auf 100,7 Zähler. Ein höherer Wert wurde zuletzt im Mai 2022 ermittelt. Die Beschäftigungskomponente hingegen sank um 0,1 auf 100,6 Punkte „Das Wachstum beim Arbeitskräftepotenzial bleibt mittlerweile aus. Damit kann zwar die Arbeitslosigkeit eher sinken, für einen starken Beschäftigungsaufbau reicht es aber nicht mehr“, sagte Weber vom IAB.

„Verhaltene Stimmung“

Von einer „verhaltenen Stimmung am Arbeitsmarkt“ zeugt das Ifo Beschäftigungsbarometer, das um 1,3 auf 92,5 Punkte und damit den niedrigsten Wert seit Juni 2020 nachgab. „Weil der Aufschwung vorerst ausbleibt, treten viele Unternehmen in Personalfragen auf die Bremse“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Große Entlassungswellen seien derzeit nicht zu beobachten. „Der Personalabbau verläuft eher schleichend, offene Stellen werden einfach nicht nachbesetzt“, erklärt Wohlrabe.

In der Industrie gab das Ifo-Barometer leicht nach, bei den Dienstleistern merklich. Im Baugewerbe bleibe die Beschäftigtenzahl derzeit weitgehend stabil. Im Handel wird spürbar Personal abgebaut.

Stellenabbau bei Transport und Logistik

Den Münchener Wirtschaftsforschern zufolge planen insbesondere Unternehmen aus Fahrzeug- und Maschinenbau mit weniger Personal. „Im Bereich Transport und Logistik haben einzelne Unternehmen bereits Entlassungen angekündigt“, heißt es weiter.

„Ausblick festigt sich“

Auch in Europa spricht viel für eine Stabilisierung: Das European Labour Market Barometer stieg den zweiten Monat in Folge, und zwar um 0,3 Punkte. Damit liegt der Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB auf der neutralen 100er-Marke – die Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung). „Ein europäischer Arbeitsmarktaufschwung ist noch nicht zu erkennen, aber immerhin festigt sich der Ausblick“, kommentiert IAB-Experte Weber. Kommenden Donnerstag berichtet das Statistikamt Eurostat über die Entwicklung im August: Den Erwartungen zufolge dürfte die Arbeitslosenquote im Euroraum bei 6,2% verharren.