Genosse der Bosse?
Der Labour-Führer Jeremy Corbyn hätte sich in seinem jahrzehntelangen Hinterbänklerdasein sicher nicht träumen lassen, dass ihn einmal der britische Unternehmensverband CBI für irgendetwas loben würde. Auch die Umarmungsversuche von EU-Verhandlungsführer Michel Barnier am Rande der Brexit-Gespräche dürften dem altlinken Kritiker des “Europas der Banker und Bonzen” befremdlich erschienen sein. Dabei fordert er gar nicht den Verbleib in der bestehenden, sondern eine neue Zollunion zwischen Großbritannien und Resteuropa. Damit ist er für Bemühungen, die Entscheidung für den Brexit rückgängig zu machen, kein geeigneter Bündnispartner. Anders als Londons Bürgermeister Sadiq Khan oder der aalglatte Chuka Umunna ist Corbyn kein Genosse der Bosse. Statt auf einen Umschwung zu hoffen, wäre erfolgversprechender, Corbyn-Gegner unter den Labour-Abgeordneten zum Überlaufen zu motivieren. Dann bräuchte Theresa May die Brexiteers als Mehrheitsbeschaffer nicht mehr und könnte die Partei nach Merkels Vorbild in die Mitte rücken. hip