WERTBERICHTIGT

Gift fürs Vertrauen in die Politik

Börsen-Zeitung, 28.11.2017 Kaum eine chemische Verbindung ist so berühmt und berüchtigt und so umstritten wie Glyphosat. Die einen halten es für einen Skandal, Glyphosat zu verbieten, weil das Risiko bestehe, dass Bauern auf noch gefährlichere...

Gift fürs Vertrauen in die Politik

Kaum eine chemische Verbindung ist so berühmt und berüchtigt und so umstritten wie Glyphosat. Die einen halten es für einen Skandal, Glyphosat zu verbieten, weil das Risiko bestehe, dass Bauern auf noch gefährlichere Unkrautvertilger umsteigen. Die anderen halten es für einen Skandal, eine Substanz zu dulden, die im Verdacht steht, giftig und krebserregend zu sein. Beide Seiten haben durchaus Argumente. Der eigentliche Skandal ist deshalb, dass gestern die EU-Entscheidung über Glyphosat in einem völlig undurchsichtigen Verfahren namens “Komitologie” gefallen ist. Und dass die Bundesregierung darüber hinaus dazu beiträgt, die politische Rechenschaft zu vernebeln. Die EU-Kommission weist den nationalen Regierungen die Verantwortung zu. Die Bundesumweltministerin erklärt den Landwirtschaftsminister für schuldig. Der wiederum schiebt den Schwarzen Peter an die EU-Kommission weiter, die ja angeblich sowieso das Herbizid durchgewunken hätte. Glyphosat wird auf diese Weise tatsächlich zum Gift – für das Vertrauen der Bürger in die europäische Politik.fed