Großaufträge beleben Ordereingang

Nachfrage aus dem In- und Ausland steigt, vor allem aus der Eurozone - Plus bei Investitionsgütern

Großaufträge beleben Ordereingang

Deutsche Industrieunternehmen sammeln im Dezember unerwartet viele Neuaufträge ein. Vor allem die Nachfrage aus den Ländern der Eurozone sowie nach Investitionsgütern legte im Monatsvergleich stark zu.ba Frankfurt – Dank der gestiegenen Nachfrage aus dem Euroraum sowie einer überdurchschnittlichen Zahl an Großaufträgen hat die deutsche Industrie im Dezember so viele Neuaufträge eingesammelt wie seit fast zweieinhalb Jahren nicht mehr. Saison- und arbeitstäglich bereinigt stiegen die Auftragseingänge laut Statistischem Bundesamt (Destatis) um 5,2 % im Vergleich zu November.Dies ist das stärkste monatliche Plus seit Juli 2014 (+ 6,6 %) und der beste Dezemberwert seit 2008. Ökonomen hatten nur eine Zunahme um 0,7 % erwartet. Zudem wurde der Vormonatswert revidiert: Statt der zunächst vermeldeten – 2,5 % sank die Orderzahl um 3,6 % gegenüber Oktober. Ohne Großaufträge hätte der Zuwachs bei 0,4 % gelegen. Betrachtet nach Gütergruppen stieg einzig der Auftragseingang bei Herstellern von Investitionsgütern (+ 9,7 %), die Nachfrage nach Vorleistungsgütern (-0,6 %) und Konsumgütern (-1,8 %) sank hingegen.Volkswirte sehen die Industrie hierzulande weiter im Aufwind und erwarten dementsprechend auch einen starken Jahresauftakt. Hoffnung macht, dass nicht nur die Auftragseingänge aus dem Inland angezogen haben (+6,7 %), sondern auch aus dem Ausland (+3,9 %). Vor allem die wieder runder laufende Konjunktur in der Eurozone macht sich hier bemerkbar: Während die Bestellungen aus dem restlichen Ausland unverändert gegenüber November waren, kletterten die Orderzahlen aus den Ländern des gemeinsamen Währungsraums um 10 %.Für einen zunehmenden Optimismus sprechen auch zwei ebenfalls gestern veröffentlichte Stimmungsindikatoren: So hat sich das Ifo-Wirtschaftsklima für den Euroraum deutlich aufgehellt, und beim Sentix-Konjunkturbarometer hat zwar die Erwartungskomponente den Indikator gedrückt, doch wurde die aktuelle Lage deutlich besser eingeschätzt (siehe unten stehenden Bericht). “Bestes Jahr seit 2010″Ökonomen sehen nach den gestrigen Daten den Aufwärtstrend der deutschen Industrie intakt – gestützt wird diese Erwartung durch die Ergebnisse der jüngsten Stimmungsumfragen wie des Ifo-Geschäftsklimas und der Einkaufsmanagerindizes. Zudem sei die fundamentale Lage in Deutschland intakt, sagt Thomas Strobel von der Unicredit. Die starken Dezemberdaten “haben aus einem schwachen urplötzlich ein gutes Jahr hinsichtlich der Neuaufträge gemacht”, sagt ING-Chefökonom Carsten Brzeski. 2014 seien die Auftragseingänge monatlich im Schnitt 0,4 % gestiegen, 2015 fielen sie um 0,2 % und bis November legten sie in dieser Betrachtungsweise magere 0,1 % zu, so Brzeski. Dank des Dezembers sei 2016 nun zum besten Jahr seit 2010 geworden. Trotz Brexit und Trump könnte die Industrie hierzulande im ersten Quartal 2017 einen Gang höher schalten. Da die monatlichen Veränderungsraten sehr volatil sind, erwartet Brzeski in den kommenden Monaten allerdings noch einige negative Überraschungen. Im weniger schwankenden Zweimonatsvergleich lag das Plus bei 1,3 %. Im Vergleich zum dritten Quartal legten die Auftragseingänge im Schlussabschnitt um 4,3 % kräftig zu – “Dies signalisiert eine weitere Belebung der Industriekonjunktur im Winterhalbjahr”, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.Einziger Wermutstropfen waren die Umsatzzahlen, so Strobel: Der ziemlich zuverlässige Frühindikator für die Industrieproduktion ist im Dezember um 2,9 % im Vergleich zum Vormonat gefallen. Ralph Solveen von der Commerzbank prognostiziert für die Dezember-Produktion einen Rückgang von 1,0 % – oder gar noch mehr -, verweist allerdings auf die Kalenderkonstellation rund um Weihnachten, “wegen der die Saisonbereinigung die tatsächliche Entwicklung unterzeichnet”, so Solveen. Bereits im Januar “dürfte es dann aber wieder ein deutliches Plus gegeben haben”, erwartet er.