Zinserhöhungen wirken

Britische Wirtschaft schrumpft unerwartet stark

Die britische Wirtschaft ist schwach ins Schlussquartal gestartet. Sie schrumpfte im Oktober stärker als von Volkswirten im Schnitt erwartet. Offenbar wirken die Zinserhöhungen der Bank of England.

Britische Wirtschaft schrumpft unerwartet stark

Britische Wirtschaft schrumpft unerwartet stark

Hinterbänkler-Revolte gegen Rishi Sunak verpufft – Einkaufsmanager-Blitzumfragen rücken in den Fokus

hip London

Die britische Wirtschaft ist schwach ins Schlussquartal gestartet. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Oktober um 0,3%. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang um 0,1% gerechnet. Die Statistiker verwiesen auf die feuchte Witterung. Schlechtes Wetter beeinträchtigt in der Regel die Aktivität in Baugewerbe, Einzelhandel, Gastgewerbe und Tourismus. Zudem fielen die Herbstferien mancherorts in den November, so dass ein Teil der Ferienaktivitäten erst später zu Buche schlagen.

Zinserhöhungen wirken

Volkswirte werteten das Minuswachstum als Beleg dafür, dass die Zinserhöhungen der Bank of England wirken. Um im vierten Quartal auf das von der Notenbank im jüngsten Inflationsbericht für das Schlussquartal prognostizierte Wachstum zu kommen, müsste die Wirtschaft in den Monaten November und Dezember um kumuliert 0,16% wachsen, wie die Volkswirte von Barclays ausrechneten. Das sei auf Grundlage der Einkaufsmanagerindizes für November "plausibel", heißt es in einer aktuellen Einschätzung der britischen Großbank. Entscheidend seien jedoch die Ergebnisse der im Dezember durchgeführten Blitzumfragen (Flash-PMI), die am Freitag vorgelegt werden. Zudem rechnet man bei Barclays, wie in anderen Banken auch, mit einer Phase der wirtschaftlichen Stagnation, in der auch die Arbeitslosigkeit steigen wird, weil nicht genug neue Stellen geschaffen werden.

Rebellen enthalten sich

Die Hinterbänkler-Revolte gegen Rishi Sunak, die sich am Streit um die illegale Zuwanderung entzündet hatte, verpuffte am Dienstagabend. Das von der Regierung vorgelegte Gesetz, das Ruanda zum sicheren Zielland für Abschiebungen machen soll, wurde vom Unterhaus mit 313 gegen 269 Stimmen in zweiter Lesung durchgewunken. Am Ende stimmte kein einziger Tory-Abgeordneter dagegen. Allerdings enthielten sich 38 Mandatsträger der Regierungspartei. Die European Research Group und die New Conservatives hatten ihren Mitgliedern zu einem solchen Vorgehen geraten. Den großen Knall wollte man dann doch vermeiden.

Man muss bis 1986 zurückgehen, um einen Fall zu finden, in dem ein Gesetz der Regierung in einem so fortgeschrittenen Stadium scheiterte: Es war Margaret Thatchers Vorstoß für die Sonntagsöffnung im Einzelhandel. Erst 1994 wurden dafür unter ihrem Nachfolger John Major die gesetzlichen Grundlagen geschaffen. Nun wird sich der Streit um Ruanda im Oberhaus fortsetzen.

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