Schiffsfracht

Hartnäckige Probleme im Überseehandel

Ungewöhnlich lange Staus in der Nordsee, geringer Verkehr im Roten Meer: Für Deutschland und Europa lassen die Lieferkettenstörungen nicht nach. Einige Warengruppen sind besonders betroffen.

Hartnäckige Probleme im Überseehandel

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Unternehmen in Deutschland und der EU haben mit hartnäckigen Problemen im Überseehandel zu kämpfen. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) berichtet auf Basis von Schiffsbewegungsdaten von ungewöhnlich langen Staus in der Nordsee. Zudem sei das Frachtvolumen im Roten Meer eingebrochen, also auf der Hauptroute für den Warenverkehr mit Asien. Der für den sogenannten Kiel Trade Indicator zuständige Vincent Stamer sagte: „Grundsätzlich zeigt der Welthandel im Juni eine leicht positive Tendenz, aber massive Schiffsstaus, hohe Transportkosten und daraus resultierende Lieferengpässe hemmen den Warenaustausch, insbesondere mit Blick auf Europa.“

Seit einem Jahr halten Lieferkettenstörungen Industrie und Einzelhändler in Atem. Mit Entspannung ist nicht auf absehbare Zeit zu rechnen: Laut regelmäßigen Umfragen des Ifo-Instituts klagen noch immer drei Viertel der Unternehmen in Deutschland über Materialmangel. Die meisten rechnen nicht vor nächstem Jahr damit, dass sich die Lage entscheidend bessert. Die Ökonomen der Commerzbank verweisen darauf, dass Frachtraten auf See und in der Luft zwar ihren Gipfel überschritten haben, aber nach wie ein Vielfaches höher liegen als vor der Pandemie. Auch sonst sehen sie ausweislich ihres Lieferkettenmonitors „nicht auf breiter Basis“ Anzeichen für konkrete Verbesserungen.

IfW-Handelsexperte Stamer differenziert. In Nordamerika entspanne sich die Lage, dortige Staus hätten sich aufgelöst. Dagegen steckten in der Nordsee nach wie vor mehr als 2% der globalen Frachtkapazität fest und können weder be- noch entladen werden. Auf dem Roten Meer seien hingegen 20% weniger Containerschiffe unterwegs als üblich. Stamer mutmaßt, dass dies verzögerte Folge der Lockdowns in Schanghai und anderen großen chinesischen Städten ist. Speziell die Lieferung von Unterhaltungselektronik, Möbeln und Textilien nach Europa sei betroffen. Für Stamer ist ein Ende der Staus in der Containerschifffahrt „nicht in Sicht“.

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