Türkei

Höchste Inflation in der Ära Erdogan

Die Teuerungsrate in der Türkei steigt auf fast 50%. Befürchtungen vor einer neuerlichen Lirakrise nehmen zu.

Höchste Inflation in der Ära Erdogan

rec Frankfurt

Die Inflation in der Türkei ist auf den höchsten Stand in der Ära von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan gestiegen. Die Verbraucherpreise lagen dem türkischen Statistikamt zufolge im Januar 48,7% höher als vor zwölf Monaten. Es ist die höchste Teuerungsrate, die seit der Machtübernahme der von Erdogan mitgegründeten Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) im November 2002 je offiziell ermittelt wurde. Trotzdem ist nicht damit zu rechnen, dass die Notenbank von ihrer viel kritisierten Zinssenkungspolitik abrückt.

Es dürfte nicht die letzte Negativnachricht in Sachen Kaufkraftverlust für die Bevölkerung in der Türkei gewesen sein. Der parallel gemeldete Anstieg der heimischen Erzeugerpreise um 93,5% im Januar deutet darauf hin, dass der Preisdruck im Frühjahr unvermindert hoch bleiben dürfte. Zudem schlägt der Absturz der Landeswährung Lira zum Ende des vergangenen Jahres nun auf die Verbraucherpreise durch, weil Energie, Rohstoffe und Lebensmittel sowie Vorprodukte aus dem Ausland durch die schwache Lira deutlich teurer geworden sind. Die Türkei ist bei Energie und vielen Rohstoffen auf Importe angewiesen. Dafür florieren die Exporte, wie zuvor veröffentlichte Zahlen zeigen – ein erklärtes Ziel von Erdogans Wirtschaftspolitik.

Der Inflationsanstieg im Januar fiel stärker aus als erwartet. In einem Interview mit der japanischen Wirtschaftszeitung „Nikkei“ hatte Finanzminister Nureddin Nebati gesagt, dass er den Höhepunkt des Preisanstiegs im April erwarte, unter der Marke von 50%. Commerzbank-Analyst Tatha Ghose sorgt sich angesichts des kürzlich vollzogenen Wechsels an der Spitze des Statistikamtes um die Zuverlässigkeit künftiger Konjunkturdaten: „Dieser Cocktail aus wenig glaubwürdiger Geldpolitik, Irrungen und Wirrungen der Zentralbank und Dazwischengrätschen der Regierung ist ein alter Bekannter und dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später die nächste Lirakrise auslösen.“

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