Hoffnung auf weitere Zinssenkung der EZB schwindet
Hoffnung auf weitere Zinssenkung schwindet
Finanzmärkte preisen längere Pause der EZB ein – Lagarde beruhigt wegen Frankreich
mpi Frankfurt
Die EZB hält die Leitzinsen im Euroraum konstant und vermeidet klare Signale zur weiteren Geldpolitik. So wollte sich Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid nicht auf die Frage einlassen, ob die Inflation eher niedriger ausfallen könnte als erwartet oder eine Abweichung nach oben wahrscheinlicher ist. Wegen der Zollpolitik der USA sei die Unsicherheit beim Inflationsausblick außergewöhnlich hoch.
Anleger und Ökonomen gehen nach dem Zinsentscheid jedoch davon aus, dass eine weitere Lockerung der Geldpolitik unwahrscheinlicher geworden ist. Das liegt zum einen an den neuen Projektionen der EZB zu Wirtschaftswachstum und Inflation. So erwarten die Ökonomen der Notenbank nun mehr Wachstum in diesem Jahr und eine etwas höhere Inflation für 2025 und 2026. Die Inflationsprognose für 2027 wurde dagegen auf 1,9% gesenkt – und damit leicht unter das mittelfristige Ziel.
Die Bedeutung dieser Korrektur nach unten spielte Lagarde jedoch herunter. Außerdem stellte sie bezogen auf die Geldpolitik fest: „Wir befinden uns weiterhin in einer guten Position“. Dies bedeute zwar nicht, dass damit klar sei, dass keine Zinsänderung mehr bevorstehe. Die EZB entscheide weiterhin Sitzung für Sitzung anhand der Daten. Eine klare Notwendigkeit für eine weitere Zinssenkung signalisierte sie so aber nicht. Bezogen auf die Datenabhängigkeit sagte die EZB-Präsidentin, dass man sich in der glücklichen Lage befinde, dass es keine Zweifel an der Integrität der Daten gebe. Ein klarer Verweis auf die Entwicklungen in den USA, auch wenn sie die Vereinigten Staaten nicht beim Namen nannte.
Lagarde beruhigt wegen Frankreich
Eine konkrete Beurteilung der fiskalischen Situation Frankreichs vermied die EZB-Präsidentin ebenfalls. Zwischen den Zeilen signalisierte sie jedoch, dass sich Investoren nicht auf ein baldiges Intervenieren der Notenbank per Anleihekäufe einstellen sollten. „Die Anleihemärkte im Euroraum sind liquide und funktionieren einwandfrei“. Sie äußerte zudem die Hoffnung, dass die Regierungen in Europa in der Fiskalpolitik alles tun werden, um „Unsicherheit so weit wie möglich zu reduzieren“.

Der Einsatz des Programms TPI sei zudem kein Thema gewesen, sagte Lagarde auf Nachfrage. Stattdessen wies die Französin darauf hin, dass sich die Spreads in den vergangenen Monaten übergeordnet eingeengt hätten. Mit dem Instrument TPI kann die EZB Staatsanleihen kaufen, „um ungerechtfertigten, ungeordneten Marktentwicklungen entgegenzuwirken“, die die einheitliche Transmission der Geldpolitik im Euroraum gefährden. Bislang kam TPI noch nie zum Einsatz.
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