Hongkong hängt tief in der Rezession fest

BIP schrumpft erneut um 9 Prozent - Coronawelle trübt Perspektiven für das Gesamtjahr

Hongkong hängt tief in der Rezession fest

nh Schanghai – In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong schwinden die Hoffnungen, dass die von der Corona-Pandemie und politischen Unruhen krisengeschüttelte Wirtschaft sich rasch wieder fangen wird. Der ersten Schätzung für das zweite Quartal zufolge rutschte Hongkongs Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch deutlicher als erwartet um 9 % ab. Im ersten Quartal war bereits ein Minus von 9,1 % verbucht worden. Seit Beginn der quartalsweisen Datenerhebung im Jahr 1974 wurde nie ein schlechterer Wert der Wirtschaftsverfassung gemessen.Für die stark auf Handels- und Tourismusaktivitäten abstellende Hongkonger Wirtschaft erweist sich die Corona-Pandemie als eine immer heftigere Bedrohung. Nachdem die Ansteckungsgefahr noch zur Jahresmitte weitgehend gebannt schien und die ersten Restriktionen gelockert werden konnten, ist es in den vergangenen Wochen zu einer zweiten Coronawelle gekommen, die nun weitere Beschränkungsmaßnahmen und eine Verschärfung der sozialen Abstandsregeln nach sich zieht. Diese dürften insbesondere dazu führen, dass die Dienstleistungswirtschaft weiter negativ erfasst wird. Einzelhandel am BodenDie jüngsten konsumseitigen Daten des Hongkonger Statistikamtes zeichnen dabei ein erschreckendes Bild. Im Juni sind die Einzelhandelsumsätze gegenüber Vorjahresmonat um knapp 25 % zurückgegangen, dies bedeutet bereits für den 17. Monat in Folge eine Schrumpfungstendenz. Für die erste Jahreshälfte beträgt das Minus sogar gut 33 %. Der anhaltend negative Trend ist dabei auch ein Reflex der sozialen Unruhen, die im vergangenen Jahr neu aufgelebt waren und nun mit Erlass eines kontroversen chinesischen Sicherheitsgesetzes weiter schwelen. Analysten betonen, dass die politische Situation wesentlich dazu beiträgt, dass die Konsumbereitschaft der gut 7,5 Millionen Hongkonger weiter schwindet. Erschwert wird die Situation noch durch ein völliges Erliegen des Tourismusgeschäfts. Die Besucherzahlen sind im Juni um 99,7 % gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Grund dürften auch die geschlossenen Grenzen sein: Allein chinesische Touristen sind für ein Drittel des Einzelhandelsumsatzes verantwortlich. BIP-Prognosen kassiertAuch wenn sich der Rezessionstrend im zweiten Quartal nicht mehr weiter verschärft hat – das Hongkonger BIP ist im direkten Vergleich zum ersten Quartal nur noch um 0,1 % nach zuvor 5,5 % abgeglitten -, gibt es im Gegensatz zur wirtschaftlichen Entwicklung auf dem chinesischen Festland kaum Erholungszeichen. Dabei bereiten vor allem jüngste Rekordzahlen bei Neuansteckungen Kopfzerbrechen.Die jetzt verhängten Restriktionsmaßnahmen fallen schärfer als bei der ersten Welle aus und dürften den Konsum weiter abbremsen, betonen China-Ökonomen bei Capital Economics. Damit verbinden sich weiter eingetrübte Perspektiven für die zweite Jahreshälfte. Während die Analysten zuvor für das Gesamtjahr 2020 eine Wachstumsschrumpfung von 4 bis 5 % prognostiziert hatten, laufen die jüngsten Schätzungen auf einen BIP-Rückgang von etwa 8 % im Gesamtjahr hinaus.