Konjunktur

Hongkong schlittert in die Rezession

Die zur Jahresmitte neu angetretene Hongkonger Regierung sieht sich mit zunehmend düsteren Konjunkturperspektiven konfrontiert. Am Freitag meldete das Statistikbüro der separat verwalteten chinesischen Sonderverwaltungszone einen Rückgang des...

Hongkong schlittert in die Rezession

nh Schanghai

Die zur Jahresmitte neu angetretene Hongkonger Regierung sieht sich mit zunehmend düsteren Konjunkturperspektiven konfrontiert. Am Freitag meldete das Statistikbüro der separat verwalteten chinesischen Sonderverwaltungszone einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal um 1,3% gegenüber der Vorjahresperiode. Die erste BIP-Schätzung in der vorangegangenen Woche hatte ein Minus von 1,4% angezeigt. Zuvor im ersten Quartal war das Hongkonger BIP vor allem im Zusammenhang mit einer Corona-Welle bereits um 3,9% geschrumpft.

Mit einem negativen Wachstum in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen befindet sich Hongkong technisch gesehen bereits in einer Rezession. Dabei schwinden die Hoffnungen auf einen raschen Turnaround und auf einen nachhaltigen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte zusehends. Die Regierung hat ihre offizielle Prognose für das Wachstum im Gesamtjahr 2022 am Freitag deutlich zurückgenommen. Sie steht nunmehr in einem Band zwischen –0,5 und +0,5%. Zuvor waren 1 bis 2% Wachstum gegenüber Vorjahr erwartet worden. Die Revision wird mit einer schwächeren globalen Nachfrage und einem eingetrübten Handelsklima begründet.

Die stark außenhandelslastige Hongkonger Wirtschaft wird in diesem Jahr vor allem von strikten Corona-Bekämpfungsmaßnahmen in China und in Hongkong selber schwer beeinträchtigt. Sie haben zu einer starken Einschränkung des Wirtschaftsverkehrs mit Chinas Festland und im Zuge von Flugrestriktionen und Quarantäneauflagen auch zu wachsender Abschottung gegenüber dem Ausland geführt. Zwar hat die Regierung die Einreise- und Quarantänebeschränkungen zuletzt deutlich gelockert, doch bleibt eine deutliche Kluft zur westlichen Welt und anderen Ländern im asiatischen Raum. Dies setzt insbesondere Hongkongs Rolle als führendes Handels- und Finanzzentrum in Asien zu.

Auch in Taiwan sieht man Veranlassung, die Wachstumsprognosen für 2022 etwas zurückzuschrauben. Wie die Statistikabteilung des Regierungskabinetts am Freitag erklärte, liegt der offizielle Schätzwert nun bei einem Anstieg des BIP um 3,76% gegenüber Vorjahr. Im Mai hatte die alle drei Monate neu austarierte Re­gierungsprognose bei 3,91% gelegen. Taiwans Wirtschaft war zuletzt im zweiten Quartal um 3,1% ge­wachsen. Das unabhängig regierte Taiwan ist nach der jüngsten Zuspitzung des Konflikts um die Zugehörigkeit zu China von der Pekinger Regierung mit einer Reihe von Handelsrestriktionen belegt worden.

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