Ifo-Barometer vermiest die Festtagsstimmung
Ifo-Barometer vermiest die Festtagsstimmung
Ifo-Barometer vermiest die Festtagsstimmung
Geschäftsklima sinkt überraschend wegen pessimistischer Erwartungen – Enttäuschendes Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel
Die Unternehmen blicken skeptischer in die Zukunft, ihre Laune ist unerwartet weiter gesunken. Und dies in der Breite, wie der Ifo-Geschäftsklimaindex für Dezember zeigt. Die kräftigsten Rückgänge zeigen Dienstleister und der Handel – ein Spiegel der schwachen Konsumlaune.
ba Frankfurt
Die deutsche Wirtschaft beendet das Jahr 2025 eher trostlos, nun zeichnet auch die Ifo-Geschäftsklimaumfrage ein ernüchterndes Bild. Das wichtigste Frühbarometer für die konjunkturelle Entwicklung hierzulande gab unerwartet den zweiten Monat in Folge nach, die Stimmungseintrübung war breit basiert. Damit zieht das Ifo-Barometer dem Einkaufsmanagerindex (PMI) nach, der Industrie und Dienstleistern weniger gut laufende Geschäfte zeigte. Die Bundesbank erwartet zwar bereits im vierten Quartal wieder ein leichtes Wachstum, die Aufschwunghoffnungen ruhen aber auf den Impulsen aus den staatlichen Mehrausgaben für Infrastruktur und Verteidigung im kommenden Jahr.
Von Aufbruch keine Spur
Der Ifo-Geschäftsklimaindex gab im Dezember um 0,3 auf 87,6 Punkte nach. Die Firmen blickten ähnlich skeptisch auf ihre Lage wie zuletzt, bewerteten aber zugleich ihre Aussichten schlechter. „Das Jahr endet ohne Aufbruchstimmung“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften. Ökonomen teilen diese Einschätzung – sie hatten zuvor ein leichtes Plus auf 88,2 Zähler erwartet.
Lebenszeichen vom Tiefbau
„Das Stimmungsbild fühlt sich nach Graupensuppe statt Festtagsbraten an“, sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Es sei ein schlechtes Zeichen, dass die Erwartungen sogar gefallen seien. In einem Umfeld ohne echte Standortpolitik ruhten die Hoffnungen daher weiter auf dem Fiskalpaket. Der stimmungsaufhellende Ankündigungseffekt der Investitionspakete sei mittlerweile verpufft, bewertet Michael Herzum von Union Investment die Ernüchterung der vergangenen Monate, die „einer gewissen Ungeduld seitens der Unternehmen geschuldet“ sei. Nun sollte es aber nicht mehr lange dauern, bis die die ersten Bagger rollten. Zumindest im Tiefbau gebe es vorsichtige Signale der Besserung, erklärt Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. Im Bauhauptgewerbe verharrte der Ifo Index unverändert auf niedrigem Niveau. „Ohne die Umsetzung weiterer Reformen bleibt der Rückenwind durch staatliche Ausgaben auch in Zukunft nur ein laues Lüftchen“, mahnte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
Wegen des nach wie vor weit verbreiteten Auftragsmangels gebe es „in diesem Jahr keine Geschenke für die deutsche Wirtschaft“, sagte Wohlrabe. Es komme zwar Neugeschäft herein, aber nicht ausreichend. Die Exporterwartungen der Unternehmen hellten sich zwar auf, doch bleibe die Auslandsnachfrage zurückhaltend. „Die deutsche Exportindustrie fällt als Wachstumstreiber aus“, sagte Wohlrabe. „Sie bleibt unter Druck.“ Besonders das Geschäft mit China und den USA lief zuletzt schlecht. Daher planen die Unternehmen auch, weniger zu produzieren. Das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe hat wegen der pessimistischeren Erwartungen nachgegeben. „Kaum eine Branche bleibt davon ausgenommen“, heißt es beim Ifo.
Auftragspolster wird dicker
Im Oktober hat der Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe zwar noch weiter zugelegt – um 0,6% zum Vormonat und 3,7% binnen Jahresfrist. Die stabile Aufwärtsentwicklung sage „aber noch nichts darüber, wie schnell Aufträge in Produktion münden“, mahnt Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Unternehmen klagten neuerdings auch über Materialmangel. Vom Fiskalpaket seien zwar perspektivisch neue Impulse zu erwarten, „eine Welle an Investitionen in Kapazitäten dürfte aber kaum ausgelöst werden“.
Der Anstieg beruht dem Statistikamt Destatis zufolge wesentlich auf dem Plus von 1,7% im sonstigen Fahrzeugbau, zu dem Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge zählen. Die gewichtige Automobilindustrie hingegen verzeichnete einen Rückgang um 1,4%.
Reichweite unverändert
Die Reichweite verharrte im Oktober bei 7,9 Monaten. Sie gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.
Ausnahmefall Gastronomie
Kaum besser sieht es bei den Dienstleistern aus: Hier ist das Geschäftsklima wieder in den negativen Bereich gefallen, Erwartungs- und Lagekomponente gaben nach. „In Anbetracht schlechter Konjunkturmeldungen sitzt die Geldbörse der privaten Haushalte nicht mehr locker, was vor allem dem Dienstleistungssektor zusetzt“, erklärte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die Stimmungseintrübung zog sich durch nahezu alle Dienstleistungsbereiche – mit Ausnahme der Gastronomie. „Die scheint einen richtig guten Dezember zu haben“, sagte Ifo-Experte Wohlrabe.
Der Einzelhandel hingegen ist mit dem Weihnachtsgeschäft unzufrieden. „Die Umsatzentwicklung blieb in der Woche vor dem dritten Advent in etwa auf dem Niveau der recht schwachen Vorwochen“, heißt es beim Handelsverband HDE. Vergleichsweise gut lief es nur für den Einzelhandel mit Spielwaren, Uhren, Schmuck und Büchern.
