Unternehmensstimmung

Ifo-Geschäftsklima berappelt sich

Das Ifo-Geschäftsklima hat zum Jahresauftakt unerwartet zugelegt. Dabei sind die Geschäftserwartungen in allen großen Bereichen gestiegen, doch die aktuelle Lage wird schlechter als zuvor beurteilt.

Ifo-Geschäftsklima berappelt sich

ba Frankfurt

Zum Jahresauftakt hat sich die Stimmung auf den deutschen Chefetagen überraschend aufgehellt – trotz der zunehmenden Sorgen wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus, der hohen Inflation und der anhaltenden Lieferkettenprobleme. So ist der Ifo-Geschäftsklimaindex im Januar nach sechs Rückgängen in Folge erstmals wieder gestiegen. Dies allerdings nur, weil die Erwartungskomponente kräftig zugelegt hat. Die aktuelle Lage hingegen wird erneut schlechter als im Monat zuvor beurteilt. „Die deutsche Wirtschaft startet mit einem Hoffnungsschimmer ins neue Jahr“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 9000 Firmenchefs.

Das wichtigste Frühbarometer für die hiesige Wirtschaft legte im Januar 0,9 auf 95,7 Punkte zu. Ökonomen hatten einen unveränderten Stand erwartet. Sie halten daher an ihren Prognosen fest, dass es nach einem Dämpfer im Winterhalbjahr wieder einen kräftigen Aufschwung geben wird. „Die erneute pandemiebedingte Schwächephase dürfte aber in absehbarer Zeit ausgestanden sein“, erwartet KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Allerdings hätten sich zu Corona „inzwischen die hohe Inflation und die Ukraine-Krise gesellt“, mahnt LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Es werde höchste Zeit, „dass der Gordische Knoten mal endlich durchgehauen wird. Wobei in diesem besonderen Fall ‚vorsichtig aufdröseln‘ vielleicht ratsamer wäre“.

Vor allem die Industrie dürfte die Situation in der Ukraine mit Sorge verfolgen – denn „schwere politische Konflikte bergen derzeit das Risiko, dass sich die angespannte Lieferkettensituation weiter verschärft“, betont Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Dabei zeichnet sich hier derzeit eine leichte Entspannung ab. Im verarbeitenden Gewerbe berichteten nur noch rund 67% der Unternehmen von Problemen bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten, wie Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview sagte. Im Dezember waren es noch rund 82%. Ein ähnliches Ergebnis zeigten bereits die Einkaufsmanagerumfragen der vergangenen beiden Monate sowie die jüngste Unternehmensbefragung der EU-Kommission mit Blick auf die Lagerhaltung für industrielle Vorprodukte für Deutschland. Und auch im Einzelhandel ist die Zahl der betroffenen Unternehmen von 82% auf 63% gesunken. Die Baubranche berichte gleichfalls von einer leichten Entspannung.

Sowohl im Handel als auch in der Industrie hat sich der Geschäftsklimaindex verbessert. Bemerkenswert sei insbesondere, dass die Industrieunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser einschätzten, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Kramer. Zudem hätten die Exporterwartungen merklich zugelegt, berichtet Wohlrabe. Und auch die Kapazitätsauslastung ist gestiegen: von 84,9 auf 85,6%. Sobald sich die Lieferprobleme lösen, dürfte die Industrieproduktion kräftig anspringen, denn die Auftragsbücher sind derzeit so prall gefüllt wie noch nie.

Hoffnung im Tourismus

Während die Industrie erst im weiteren Jahresverlauf den erwarteten Wachstumsschub unterstützen soll, setzen Ökonomen auf eine Erholung der  konsumnahen Dienstleistungen ab dem Frühjahr. Hier zeigt sich aber derzeit noch ein gemischtest Bild. Zwar ist das Geschäftsklima nach zuletzt drei Rückgängen in Folge wieder gestiegen, wobei der Pessimismus bei den Erwartungen verschwunden ist. Doch waren die Dienstleister mit der aktuellen Lage weniger zufrieden. Das Gastgewerbe steckt weiterhin in der Krise, heißt es beim Ifo-Institut. Die Tourismusbranche hingegen blicke hoffnungsvoll auf den Sommer. „Sie erwartet in der Hauptreisezeit ein gutes Geschäft“, sagt Wohlrabe.

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