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Ifo-Institut erwartet geringeres Minus

Börsen-Zeitung, 23.9.2020 ba Frankfurt - Das Ifo-Institut sieht die deutsche Wirtschaft weiter auf Erholungskurs. Da der Rückgang im zweiten Quartal weniger ausgeprägt war als befürchtet und sich die Unternehmensstimmung zügiger als im Sommer...

Ifo-Institut erwartet geringeres Minus

ba Frankfurt – Das Ifo-Institut sieht die deutsche Wirtschaft weiter auf Erholungskurs. Da der Rückgang im zweiten Quartal weniger ausgeprägt war als befürchtet und sich die Unternehmensstimmung zügiger als im Sommer erwartet erholt hat, haben die Münchener Konjunkturforscher ihre Prognosen nach oben revidiert. Sie erwarten für 2020 nun ein Minus des Bruttoinlandsprodukts von 5,2 % statt 6,7 %. Die Bundesregierung ist etwas pessimistischer: Sie erwartet mit – 5,8 % ein etwa so ausgeprägtes Minus wie infolge der globalen Finanzkrise 2009 (- 5,7 %).Für 2021 hat das Ifo-Institut seine Voraussage hingegen nach unten revidiert: Statt + 6,4 % werden nun + 5,1 % erwartet. Ifo-Präsident Clemens Fuest warnte nachdrücklich, den Aufschwung durch eine zu frühe Haushaltskonsolidierung zu bremsen – auch wenn Kosten und Nutzen einzelner Maßnahmen der Bundesregierung im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie hinterfragt werden sollten. Um das Vertrauen in die Staatsfinanzen aufrechtzuerhalten, brauche es das Bekenntnis, mittelfristig zu einem ausgeglichenen Haushalt zurückzukehren, sagte er gestern in einer Videokonferenz.Derzeit überwögen die Abwärtsrisiken, mahnte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser: Ein erneuter Lockdown hätte das Potenzial, eine zweite Rezession auszulösen. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage könne sich aber auch rascher erholen – bei schnellerer Kontrolle des Infektionsgeschehens könnten private Haushalte die im zweiten Quartal rekordhoch ausgefallene Sparquote von 21 % wieder verstärkt in Konsumausgaben umwandeln. Wollmershäuser erwartet allerdings, dass sich das Vorsichtssparen bis 2021 hinzieht, auch da sozialer Konsum wie Theater- und Restaurantbesuche in gewohntem Umfang “gerade schlicht nicht möglich sind”. In vielen Bereichen habe das Virus einen bereits angelegten Wandel im Konsumverhalten beschleunigt. Dies zeige sich auch im beruflichen Umfeld bei Dienstreisen und Homeoffice.