Im DatenraumGroßbritannien vor der Wahl

Schwieriges Erbe für die nächste Regierung

Wer im Juli in 10 Downing Street einzieht, findet problematische Hinterlassenschaften vor. Das marode Gesundheitswesen ist nur ein Teil davon.

Schwieriges Erbe für die nächste Regierung

Großbritannien vor der Wahl

Schwieriges Erbe für die nächste Regierung in London

hip London

Wer auch immer die britischen Unterhauswahlen am 4. Juli gewinnt, findet eine Reihe von problematischen Hinterlassenschaften vor. Das öffentliche Gesundheitswesen NHS (National Health Service) hat sich angesichts immer länger werdender Wartelisten vom Nationalheiligtum zum öffentlichen Ärgernis entwickelt.

Neben dem Gesundheitswesen gehört auch die Zuwanderung zu den Reizthemen. Das hat weniger mit Ausländerfeindlichkeit zu tun als mit dem Versäumnis, in eine den Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung entsprechende soziale Infrastruktur zu investieren. Es fehlt an Schulen, Krankenhäusern und Wohnraum.

Starke Zuwanderung

Eine der mit dem Brexit verbundenen Hoffnungen war, dass Unternehmen verstärkt Einheimische ausbilden werden, weil sie ja nicht mehr auf Niedriglöhner aus den Armutsregionen der Staatengemeinschaft zurückgreifen können.

Stattdessen stieg die Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern rasant. Und zwar ganz legal. So arbeiten etwa für den börsennotierten Fleisch- und Wurstanbieter Cranswick mittlerweile 650 Philippiner. Denn Briten sind an einem Job im Schlachthof in der Regel nicht interessiert.

Hohe Steuern

In einem Wohlfahrtsstaat, dessen Leistungen sich nach dem Bedarf der Antragssteller richten, kommt man um solche Tätigkeiten ganz gut herum. Zumal die zuständigen Sachbearbeiter in der Regel keine Zeit haben, alle Angaben eingehend zu prüfen. Das hat natürlich Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen. Der Schuldenberg der öffentlichen Hand wächst. Wer auch immer Jeremy Hunt im Schatzamt nachfolgt, hat so gut wie keinen finanziellen Spielraum.

Zudem haben die Maßnahmen, mit denen während der Pandemie Zehntausende von Jobs gesichert wurden, ihren Preis: Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist die Steuerbelastung heute so hoch wie in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Wähler ächzen unter steigenden Lebenshaltungskosten. Wer eine Hypothek auf sein Eigenheim refinanziert, muss viel höhere Monatsraten in Kauf nehmen. Die privaten Mieten sind binnen eines Jahres um 8,9% gestiegen.

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