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Im US-Finanzministerium weht ein Hauch von Elite

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 11.11.2016 Donald Trump hat sich bei der US-Präsidentschaftswahl als Kandidat des kleinen weißen Mannes vom Lande und aus den Vorstädten nicht zuletzt mit dem Versprechen durchgesetzt, künftig alles...

Im US-Finanzministerium weht ein Hauch von Elite

Von Stefan Paravicini, New YorkDonald Trump hat sich bei der US-Präsidentschaftswahl als Kandidat des kleinen weißen Mannes vom Lande und aus den Vorstädten nicht zuletzt mit dem Versprechen durchgesetzt, künftig alles anders als das politische Establishment in Washington zu machen. Die ersten Namen, die gestern als potenzielle Mitglieder seines Kabinetts die Runde machten, weisen vor diesem Hintergrund verblüffende Ähnlichkeiten mit der Elite auf, gegen die der Milliardär angeblich ins Feld ziehen will. “Government Sachs”Mit Steven Mnuchin steht ein ehemaliger Goldman-Sachs-Banker als möglicher Finanzminister ganz oben auf der Liste, wie mehrere US-Medien unter Verweis auf Insider berichteten. Sein Name war schon vor der Wahl im Zusammenhang mit der Nachfolge von Jacob Lew als Secretary of the Treasury gefallen. Mnuchin, der sich in den vergangenen Jahren unter anderem als Filmproduzent in Hollywood hervorgetan hat, kümmerte sich in den vergangenen Monaten um die Finanzen von Trumps Wahlkampforganisation.Sofern der Immobilienunternehmer und designierte Präsident den ehemaligen Investmentbanker an die Spitze des Finanzministeriums beruft, würde er damit eine schöne Tradition der Eliten in Washington fortsetzen. Niemand anderer als Bill Clinton, der Ehemann von Trumps Kontrahentin im Kampf um das Weiße Haus, hatte in seiner ersten Amtszeit Mitte der neunziger Jahre Robert Rubin zum Finanzminister bestellt, der zuvor 26 Jahre lang für Goldman Sachs gearbeitet hatte. Clintons Nachfolger im Weißen Haus, George W. Bush, holte elf Jahre später Hank Paulson an die Spitze des Treasury Department, der zuvor sieben Jahre lang als CEO der Investmentbank vorgestanden hatte. In der wenig später offen ausbrechenden Finanzkrise erwarb sich das Bankhaus wegen seiner engen Verbindungen in das Washingtoner Regierungsviertel den Spitznamen “Government Sachs”.Der 53-jährige Mnuchin startete seine Karriere nach dem Studium an der Eliteuniversität Yale Mitte der Achtziger bei Goldman Sachs. Wie vor ihm bereits sein Vater – Robert E. Mnuchin, der 30 Jahre bei der Bank arbeitete und sich später zu einem der angesehensten Kunstsammler in New York mit eigener Galerie an der Upper East Side mauserte – stieg Steven in den folgenden 17 Jahren bis zum Partner auf. Mnuchin arbeitete in dieser Zeit auch für die Soros Fund Management LLC. Als er 2002 seinen Abschied bei Goldman Sachs nahm, belief sich sein Vermögen laut Medienberichten auf 40 Mill. Dollar. Zwischenstopp bei SearsMnuchin legte einen Zwischenstopp beim Handelskonzern Sears ein, der von seinem Zimmerkumpanen aus der Zeit in Yale Edward Lampert geführt wird. 2004 gründete er die Investmentfirma Dune Capital Management, deren Adresse an der Fifth Avenue einen Steinwurf vom Trump Tower entfernt ist. Dune machte 2009 von sich reden, als die Firma an der Spitze eines Konsortiums mit anderen Investoren wie George Soros, den Hedgefonds-Größen John Paulson und Chris Flowers sowie Michael Dell den ehemals siebtgrößten Hypothekenfinanzierer Indymac 2009 für rund 14 Mrd. Dollar übernahm, der im Zuge der Finanzkrise unter die Zwangsverwaltung der Federal Deposit Insurance Corporation gestellt worden war. Der Finanzdienstleister aus Los Angeles wurde in Onewest umbenannt und 2015 an die CIT Group verkauft. Mnuchin, der bis zuletzt als Chairman von Onewest fungierte, sitzt im Board von CIT. “Mad Max” und WutbürgerDie regelmäßigen Aufenthalte an der Westküste hat Mnuchin auch genutzt, um sich in Hollywood einen Namen zu machen. Zusammen mit dem Produzenten Brett Ratner und dem Investor James Packer, die gemeinsam auch als “RatPac” auftreten, hat Dune Filme wie “American Sniper”, “Mad Max” oder “Sully” produziert, die auch bei den Wählern von Donald Trump gut angekommen sein dürften.Mit dem nächsten US-Präsidenten verbindet Mnuchin eine langjährige Freundschaft, wie er zur Begründung seiner Mitarbeit im Wahlkampfteam von Donald Trump im Frühjahr im Gespräch mit der “New York Times” angab. Die beiden verbindet allerdings auch eine Klage, die Trump auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gegen Dune einbrachte, die zusammen mit der Deutschen Bank und weiteren Banken den Bau des Trump International Hotel & Tower in Chicago finanziert hatte. Trump forderte, dass die Geldgeber ihre Kredite angesichts der besonderen Umstände verlängern müssten. Die Klage endete später mit einem Vergleich.Sollte Mnuchin nicht an die Spitze des Finanzministeriums berufen werden, dürfte Thomas Barrack laut US-Medienberichten die besten Chancen auf den Job in der Trump-Administration haben. Der Gründer der börsennotierten Colony Capital investiert in Private Equity und in Immobilien. Mit 69 Jahren spricht er auch vom Alter her die Sprache von Donald Trump, der im Juni seinen 70. Geburtstag gefeiert hat.Der Immobilieninvestor studierte Jura in Los Angeles, wo er auch als Star der Rugby-Mannschaft der University of Southern California von sich reden machte. Der Karriereeinstieg gelang ihm Anfang der siebziger Jahre in der Kanzlei von Herbert Kalmbach, der damals der persönliche Anwalt von Richard Nixon war und später ebenso wie der US-Präsident in die Watergate-Affäre verwickelt wurde. Nixon, Reagan, TrumpBarrack ging später für die texanische Baufirma Fluor Corporation nach Saudi-Arabien, wo er mit dem Königshaus zu tun hatte und Arabisch lernte. Er arbeitete in der Administration von Ronald Reagan als Deputy Undersecretary im US-Innenministerium. Anfang dieses Jahres machte sich Barrack öffentlich für Trump stark und veranstaltete ein Fundraising in Los Angeles.