Studie

IMK: Kinderbonus hat mehr Wumms

Mehr „Wumms“ und günstigere Verteilungseffekte: Einer Studie zum Konjunkturpaket zufolge kurbeln Direktzahlungen den Konsum stärker an als vorübergehend niedrigere Steuern. Zudem seien sie gerechter.

IMK: Kinderbonus hat mehr Wumms

ba Frankfurt

Der Kinderbonus aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung hat laut einer Studie des Forschungsinstituts IMK mehr „Wumms“ entfaltet als die temporäre Mehrwertsteuersenkung. Zudem fielen die Verteilungseffekte des Kinderbonus deutlich günstiger aus als die der Steuersenkung.

Das bestätigt Befürchtungen von Experten, dass die etwa 20 Mrd. Euro teure Entlastung der privaten Haushalte durch die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes von 19% auf 16% bzw. von 7% auf 5% beim ermäßigten Satz im zweiten Halbjahr 2020 den Konsum weniger stark angeschoben hat als erhofft. Auch wenn 86% der 6102 im November befragten Erwerbspersonen angaben, dass die Unternehmen die Mehrwertsteuersenkung ganz oder teilweise in niedrigen Preisen weitergegeben hätten, so haben nur rund 16% geplante Anschaffungen vorgezogen. Lediglich 4,5% gaben an, zusätzliche Anschaffungen getätigt zu haben, und nur „einige wenige“ taten beides. Laut IMK passt diese Erkenntnis gut zu den Überschlagsrechnungen des Ifo-Instituts, die als Effekt der Mehrwertsteuersenkung im Gesamtvolumen von 20 Mrd. Euro lediglich Konsum-Mehrausgaben von 6,3 Mrd. Euro kalkulieren.

Kaum Vorzieheffekte

Den Ökonomen des Instituts für Makroökonomie und Konsumforschung (IMK) zufolge erreicht der Kinderbonus als Einmalzahlung zielgerichtet Haushalte mit Kindern und niedrigen bis mittleren Einkommen, die wegen der Folgen der Corona-Pandemie mit überproportional hohen Zusatzausgaben konfrontiert waren. Die Gelegenheit, wegen der Mehrwertsteuersenkung größere Anschaffungen zu niedrigeren Preisen vorzuziehen oder zusätzlich zu tätigen, hätten dagegen vor allem Haushalte mit höheren Einkommen genutzt, heißt es beim Forschungsinstitut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

Der sogenannte Kinderbonus – eine Aufstockung des Kindergeldes um insgesamt 300 Euro je Kind, was einem gesamtwirtschaftlichen Volumen von etwa 4,3 Mrd. Euro entsprochen haben dürfte – ist laut der Studie bereits zu mehr als 50% in zusätzlichen Konsum geflossen. Innerhalb von zwölf Monaten sei damit zu rechnen, dass 65% des Kinderbonus ausgegeben werden. Die Konsumwirkung des Kinderbonus je Euro falle damit rund doppelt so hoch aus wie bei der Mehrwertsteuersenkung, der mit Abstand größten Einzelmaßnahme des Konjunkturpakets.

Ergebnis übertragbar

Diese Ergebnisse stehen laut IMK im Einklang mit ersten Evaluationen der Direkthilfen des „Cares Act“ in den USA, denen zufolge vor allem einkommensschwache Haushalte mit geringer Liquidität einmalige Zahlungen zu einem Großteil für Konsumausgaben nutzen. Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK, empfiehlt, „bei künftigen Konjunkturprogrammen sowohl aus Effizienz- als auch aus Verteilungsgründen einen größeren Anteil der eingesetzten Mittel für Direktzahlungen zu verwenden und auf vorübergehende Mehrwertsteuersenkungen zu verzichten“.