Indiens Wirtschaft auf dem Rückzug

Langsameres Wachstum als China - Notenbank tagt

Indiens Wirtschaft auf dem Rückzug

jw Frankfurt – Indien, das oft als die “am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt” bezeichnet wird, hat sein Wachstum überraschend verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kletterte im letzten Quartal 2016/17 im Jahresvergleich um 6,1 %, so langsam wie in den letzten zwei Jahren nicht mehr. Damit liegt die drittgrößte asiatische Volkswirtschaft erstmals wieder hinter dem Nachbarn China – das Reich der Mitte konnte für das erste Quartal 2017 einen BIP-Anstieg von 6,9 % verbuchen. Ein herber Rückschlag für Indien, das sich durch hohes Wachstum mehr Investitionen erhofft. Für das gesamte Fiskaljahr, das am 31. März endete, verkündete die indische Regierung ein Wachstum von 7,1 %. Im vorherigen Jahr lag der Wert bei 8 %.Der schwächere Anstieg im BIP ist nicht nur auf Premierminister Narendra Modis umstrittene Bargeldreform vom letzten November zurückzuführen, in der er 86 % der indischen Währung aus dem Verkehr zog. Die indische Wirtschaft wächst, berechnet an der Bruttowertschöpfung (Wachstum ohne Steuern und Subventionen), schon seit letztem Frühjahr nicht mehr. Indiens Wachstumsmotoren schwächeln: Das produzierende Gewerbe und die beschäftigungsintensive Agrarwirtschaft wachsen langsamer, der Bausektor stagniert. Dem Land fehlen ausländische Direktinvestitionen, die Banken sind von faulen Krediten geplagt. Währenddessen hält die Reserve Bank of India (RBI) die Zinsen weiter auf hohem Niveau. Die jüngsten BIP-Zahlen und eine niedrigere Inflation von 2,99 % könnten die Bank aber bei ihrer Sitzung am 7. Juni zu einem weniger strikten geldpolitischen Ton und zu einer Anpassung der Inflationsprognosen führen. Die RBI strebt eine Teuerungsrate von 4 % an.