Verlagerung in Schwellenländer und EU-Staaten

Industrie plant weniger Investitionen im Euroraum

Unternehmen in der Eurozone planen, ihre Investitionen in andere Währungsräume zu verlagern. Damit wollen sie nicht nur neue Märkte erschließen.

Industrie plant weniger Investitionen im Euroraum

Industrie will weniger im Euroraum investieren

EZB-Umfrage zeigt Verlagerung in andere EU-Staaten sowie Schwellenländer – Fokus auf IT, Software und Datenbanken

mpi Frankfurt

Der Euroraum verliert für hiesige Unternehmen an Relevanz als Investitionsstandort. Von der EZB befragte Firmen aus der Eurozone geben unter dem Strich an, dass sie mit einem leichten Rückgang der Investitionen in dieser Region ausgehen. Dagegen planen sie spürbar mehr in EU-Mitgliedsstaaten außerhalb der Währungsgemeinschaft sowie Schwellenländer zu investieren. Das geht aus dem am Freitag veröffentlichten Wirtschaftsbericht der Notenbank hervor.

Fokus auf IT, Software und Datenbanken

Als Gründe für diese Pläne nannten die Unternehmen hauptsächlich höhere Wachstumschancen sowie den Wunsch, neue Märkte zu erschließen – nicht zuletzt für eine Diversifizierung aufgrund der globalen geopolitischen Spannungen. Unterschiede zeigen sich zwischen der Industrie und dem Dienstleistungssektor. Letzterer erwartet steigende Investitionen im Euroraum, da aber die Industrie dort deutlich weniger investieren will, steht unter dem Strich ein Rückgang. Offen ist jedoch, wie repräsentativ die Umfrage für die Gesamtwirtschaft sind. An der Befragung zwischen dem 7. April und dem 14. Mai haben 64 Unternehmen aus der Eurozone teilgenommen. Laut EZB seien sie in ihrer Branche führend und ihre weltweiten Umsätze entsprächen akkumuliert fast 4% des BIP des Euroraums.

Die Unternehmen gaben in der Befragung des Weiteren an, dass sie davon ausgehen, dass ihre Investitionen in den kommenden drei Jahren vor allem in immaterielle Vermögenswerte, insbesondere IT, Software und Datenbanken, fließen werden. „Der Fokus auf immaterielle Investitionen dürfte auf eine zunehmende Priorisierung des digitalen Wandels und der Energiewende sowie auf Rationalisierungs- und Effizienzbestrebungen zurückzuführen sein“, schreibt die EZB.

Auftragspolster wächst

Als Haupthemmnisse für Investitionen bezeichnen die Firmen zu wenig Erträge, regulatorische Belastungen, Arbeitskosten und schwache Nachfrageaussichten. Deutsche Industrieunternehmen können sich berechtigte Hoffnung machen, dass sich letzteres nachhaltig verbessert. Der Auftragsbestand im verarbeiteten Gewerbe ist im April im Jahresvergleich um 4% gewachsen. Dies verkündete das Statistische Bundesamt am Freitag. Im Vergleich zum März steht ein Plus von 0,8%.

Freuen kann sich die für Deutschland wichtige Autoindustrie. Hier gab es ein überdurchschnittlich hohes Auftragsplus von 2,6%. Auch im sonstigen Fahrzeugbau, der Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge herstellt, laufen die Geschäfte besser. „Unter dem Strich könnte die deutsche Industrie in diesem Jahr allmählich wieder etwas Fuß fassen“, zeigt sich Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, zuversichtlich.

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