Industrie treibt den Aufschwung an
Der Euroraum kann offenbar sein strammes Wachstumstempo gut halten. Dies zeigt der jüngste Einkaufsmanagerindex. Das Stimmungsbarometer legte im August noch geringfügig zu. Motor ist die Industrie, während der Dienstleistungssektor eine kleine Verschnaufpause einlegte.ks Frankfurt – Die leichte Abschwächungsphase in der Konjunktur der Eurozone scheint gestoppt. Der Einkaufsmanagerindex für die private Wirtschaft (Composite) im Euroraum legte im August im Vergleich zu Juli um saisonbereinigt 0,1 auf 55,8 Punkte zu. Dies teilte IHS Markit nach der vorläufigen Auswertung seiner monatlichen Umfrage unter 5 000 Firmen mit. Volkswirte hatten damit gerechnet, dass der Sentimentindex auf dem Niveau verharrt, auf das er im Juli gesunken war.Die Daten zu den ersten beiden Monaten des dritten Quartals 2017 deuten nach Einschätzung des IHS-Markit-Experten Andrew Harker darauf hin, dass sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der Währungsunion gegenüber den 0,6 % vom zweiten Quartal “nur minimal abschwächen dürfte”. Der Servicesektor kühlte im August zwar weiter ab, was Harker zufolge “die niedrigsten Geschäfts- und Auftragszuwächse seit Januar zeigen”. Der Service-Aktivitätsindex sank um 0,5 auf 54,9 Punkte. Aber er hält sich auch bei diesem Stand noch weit im Expansionsbereich oberhalb der Stagnationsmarke von 50 Indexpunkten.”Umso beeindruckender verlief die Entwicklung in der Industrie, wo es den Unternehmen gelang, von den Exportmärkten so viele Neuaufträge an Land zu ziehen wie seit sechseinhalb Jahren nicht mehr”, strich Harker heraus. Der Einkaufsmanagerindex der Industrie stieg um 0,8 auf 57,4 Zähler. Deutlich ausgeweitet hat das verarbeitende Gewerbe seine Ausbringung. Der Produktionsindex sprang um 1,6 auf 58,1 Punkte nach oben.Der beschleunigte Auftragszuwachs sorgte überdies für zusätzlichen Kapazitätsdruck, was die stärkste Zunahme der Auftragsbestände in der Industrie seit Mitte 2006 zeigt. “Gut für den Arbeitsmarkt”, meint Harker, “denn die Betriebe dürften jetzt mit Sicherheit neue Mitarbeiter zur Abarbeitung der Auftragsbestände einstellen.”Sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufspreise legten den Umfrageergebnissen zufolge im August mit beschleunigten Raten zu. Der Anstieg der Verkaufspreise blieb jedoch mäßig und fiel niedriger aus als zum Jahresbeginn, “was der EZB keinerlei Sorge bereiten dürfte”, wie Harker betonte. Insgesamt habe die Eurozone ein weiteres Mal positive Zahlen geliefert – “dem Währungsgebiet geht es derzeit so gut wie seit vielen Jahren nicht”.Die beiden Schwergewichtsländer Deutschland und Frankreich verzeichneten im Berichtsmonat anhaltend starkes Wachstum, wie IHS Markit weiter erläuterte. In Deutschland gewann die Wirtschaft wieder an Dynamik. Hierzulande kletterte der Composite-Index, vor allem wegen der starken Industrieleistung, um 1,0 auf 55,7 Zähler.In Frankreich blieb die Gesamtwachstumsrate gegenüber Juli unverändert. Der Composite-Index verharrte bei 55,6 Punkten. In Frankreichs Industriesektor wurde allerdings so viel produziert wie zuletzt im April 2011. Der entsprechende Index schnellte 2,2 auf 56,2 Zähler hoch.Doch nicht nur die Stimmung der Unternehmen in der Eurozone zeigt sich als sehr gut, auch die Privathaushalte sind sehr zuversichtlich. Das Verbrauchervertrauen hellte sich im August überraschend auf. Der entsprechende Indikator sei im Vergleich zum Vormonat um 0,2 auf minus 1,5 Zähler gestiegen, teilte die EU-Kommission dpa-afx zufolge mit. Volkswirte hatten dagegen im Schnitt mit einem leichten Rückgang auf minus 1,8 Punkte gerechnet. Der Indikator befindet sich damit weiter auf einem hohen Niveau. Sein langfristiger Mittelwert liegt bei – 12,6 Punkten.—– Kommentar Seite 1