Industriemisere vertieft sich
Industriemisere vertieft sich
Industriemisere vertieft sich
Einkaufsmanagerindex sinkt stärker als bislang gemeldet – Materialmangel steigt
ba Frankfurt
Für die deutsche Industrie sieht es im November bescheiden aus: Es fehlen nicht nur die Aufträge, mittlerweile werden auch die Vorprodukte immer knapper. Die Stimmung hat sich daher gemessen am Einkaufsmanagerindex im November weiter eingetrübt – und dies stärker, als zunächst gemeldet. Für die Euro-Wirtschaft ist dies zunächst kein gutes Zeichen, nachdem auch Frankreichs Industrie schwächelt. Und während in der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft die weiter ungeklärte politische Situation die Investitionen bremst, ist es hierzulande die zunehmende Enttäuschung über den bisherigen Kurs der Bundesregierung.
Laut den endgültigen Ergebnissen der Einkaufsmanagerumfrage von S&P Global gingen die Neuaufträge für die hiesige Industrie massiv zurück. Die Unternehmen berichteten von einer anhaltenden Unsicherheit bei den Kunden und einer schwächeren Auslandsnachfrage, vor allem aus Asien, Europa und Nordamerika. Die Produktion wurde weniger stark ausgeweitet als zuletzt. Zudem setzten die Hersteller ihre Sparpolitik fort und kürzten bei der Beschäftigung, der Einkaufsmenge und den Lagerbeständen. Die Lieferzeiten verlängerten sich den dritten Monat hintereinander. Und auch wenn die Manager etwas optimistischer in die Zukunft blickten, fielen die Wachstumserwartungen im historischen Vergleich weiterhin nur verhalten aus. Der Einkaufsmanagerindex PMI gab um 1,4 auf 48,2 Punkte nach und signalisiert mit einem Zählerstand von unter 50 schrumpfende Aktivitäten des Sektors. Ökonomen hatten mit der Bestätigung der Erstschätzung von 48,4 Punkten gerechnet.
Eurozone tendiert zur Schrumpfung
Zur Misere trägt der zunehmende Engpass bei Vorprodukten bei. In der aktuellen Ifo-Umfrage berichten 11,2% der Unternehmen über Mängel, im Oktober waren es 5,5%. „Die fehlenden Halbleiter verschärfen die bereits schwierige Situation der Industrie“, sagt Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe.
Insbesondere in der Automobilwirtschaft spitzte sich der Mangel zu, der Anteil stieg von weniger als 1% auf 27,6%. Bei den Herstellern von elektronischen und optischen Produkten ging es von 10,4 auf 17,5%. Im langfristigen Mittel vor der letzten Krise von 2021 bis 2023 lag der gesamte Anteil allerdings bei 5,2%, den bisherigen Höhepunkt der Lieferprobleme melden die Münchener Wirtschaftsforscher mit 81,9% für Dezember 2021.
„Das aktuelle Bild für die Eurozone ist ernüchternd, denn die Industriekonjunktur kann sich aus der Stagnation nicht lösen, sondern tendiert sogar zu einer Schrumpfung“, erklärt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank zum Rückgang des PMI der Euro-Industrie. Ökonomen hatten eine Bestätigung der Erstschätzung von 49,7 Zählern erwartet. Auf der Suche nach Lichtblicken nennt er Spaniens Industrie, die sich „der abwärts gerichteten Sogwirkung der großen Volkswirtschaften der Eurozone entziehe“. Italiens Unternehmen zeigten zwar keine besondere Dynamik, würden aber immerhin wachsen. „Erfreulich ist, dass in diesen beiden südeuropäischen Ländern die Auftragseingänge spürbar gestiegen sind“, so de la Rubia.
