Infektionsgeschehen verunsichert Börsianer

ZEW-Erwartungen brechen ein

Infektionsgeschehen verunsichert Börsianer

ba Frankfurt – Finanzmarktexperten zeigen Nerven: Angesichts rapide steigender Corona-Infektionszahlen, der US-Präsidentschaftswahl und der Aussicht auf einen harten Brexit schätzen Börsianer die Konjunkturaussichten deutlich schwächer ein als im September. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland brachen um 21,3 auf 56,1 Punkte ein. Dies ist das stärkste Minus seit März – dem ersten Monat, der im Zeichen des strikten Lockdowns stand.Ökonomen hatten zwar einen Rückgang erwartet, allerdings nur auf 73,0 Punkte. Die aktuelle Lage schätzten die 171 befragten Analysten und institutionellen Anleger positiver ein als vor Monatsfrist. Das entsprechende Barometer kletterte um 6,7 auf – 59,5 Zähler. “Die ZEW-Konjunkturerwartungen liegen noch sehr deutlich im positiven Bereich”, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. “Die große Euphorie der Monate August und September scheint aber verflogen zu sein.”Mit Blick auf die Eurozone ergibt sich ein ähnliches Bild: Der Erwartungsindikator ist im Oktober um 21,6 auf 52,3 Punkte gefallen und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit März. Das Barometer für die aktuelle Lage hat hingegen 4,3 auf – 76,6 Zähler zugelegt. BIP-Prognose aktualisiertAuch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben etwas an Zuversicht verloren. Insidern zufolge erwarten sie in ihrem Herbstgutachten, das heute der Bundesregierung vorgelegt werden soll, einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von rund 5,5 % für das laufende Jahr. Das ist zwar weniger als jene – 5,7 % zum Höhepunkt der Finanzkrise 2009, aber mehr als das im April laut Frühjahrsgutachten veranschlagte Minus von 4,2 %. Für 2021, so berichtet Reuters, erwarten die Institute eine deutliche Konjunkturbelebung, die allerdings geringer ausfallen soll als der Einbruch 2020. Im April waren sie noch von einem BIP-Plus von 5,8 % für 2021 ausgegangen.Aktuell erwartet die Bundesregierung für 2020 einen Wirtschaftseinbruch von 5,8 %. Diese Prognose wird aber auf Basis des Herbstgutachtens an die aktuellen Rahmenbedingungen angepasst werden.