Inflation und Geldpolitik treffen nicht alle gleich
Inflation und Geldpolitik treffen nicht alle gleich
Inflation und Geldpolitik treffen nicht alle gleich
mpi Frankfurt
Die gefühlte Inflation und die von Statistikern gemessene klaffen häufig stark auseinander. Das hängt zum einen mit psychologischen Effekten zusammen. Wir sind zum Beispiel im Alltag häufiger mit Lebensmittelpreisen konfrontiert (ein Bereich mit oft überdurchschnittlicher Inflation) als mit Käufen von elektronischen Produkten (ein Bereich mit deutlich unterdurchschnittlicher Teuerung). So überschätzen viele Verbraucher die Inflation. Die Statistiker wiederum gewichten für die Inflationsmessung natürlich nicht alle Produktpreise gleich, sondern passen dies an das Kaufverhalten eines durchschnittlichen Haushaltes an.
Das ist der zweite Grund, weshalb die wahrgenommene Inflation nicht mit der gemessenen übereinstimmt. Viele Menschen haben ein anderes Kaufverhalten als der Durchschnittsbürger. Nicht immer hängt das von persönlichen Präferenzen ab. Ärmere Haushalte geben etwa einen größeren Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel aus als reichere. Umgekehrt geben die Wohlhabenden mehr für Dienstleistungen aus.
Rechner für die persönliche Inflation
Deshalb ist aktuell auch die persönliche Inflation von Wohlhabenden im Schnitt größer als die von Ärmeren. Während der Hochinflationsphase war es umgekehrt. Damals waren die Preisanstiege bei Energie und Lebensmitteln der Inflationstreiber. Nun ist es die Dienstleistungsinflation.

Das Statistische Bundesamt bietet einen Inflationsrechner an, mit dem Menschen ihre persönliche Inflationsrate berechnen können. Dazu geben Nutzer ihre Konsumausgaben in den verschiedenen Bereichen wie Ernährung, Wohnen oder Freizeit an. Der Rechner verbindet dies mit der ermittelten Preisentwicklung bei den einzelnen Produktgruppen und spuckt dann am Ende die persönliche Inflationsrate aus.
Unterschiede gibt es nicht nur bei der persönlichen Inflation, sondern auch bei der Kreditnachfrage. So stieg in der Hochinflationsphase etwa die Nachfrage nach Konsumkrediten bei ärmeren Haushalten, bei reicheren hingegen nicht. Solche Unterscheide bei Inflation und Kreditnachfrage können Implikationen für die Stärke der geldpolitischen Transmission haben – und sind daher etwas, was Notenbanken wie die EZB im Blick behalten müssen.
