Infrastruktur ist Wettbewerbsnachteil für Italien

Einsturz weiterer Autobahnbrücke wirft ein schlechtes Licht auf den Zustand des Landes

Infrastruktur ist Wettbewerbsnachteil für Italien

bl Mailand – Der Einsturz einer Autobahnbrücke in der nordwestitalienischen Küstenregion Ligurien zeigt erneut, wie desolat die Infrastruktur Italiens ist. Der Großteil des Straßen- und Eisenbahnnetzes stammt aus der Zeit zwischen 1955 und 1980. Die Wartung wurde jahrzehntelang vernachlässigt. Die Infrastruktur entwickelt sich damit zu einem echten Wettbewerbsnachteil des Landes und verstärkt die Probleme, die Italien bereits mit seiner Bildungsstruktur, der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung, der fehlenden Rechtssicherheit für Investoren und einer hohen Steuer- und Abgabenbelastung hat.Im August 2018 war in Genua eine Autobahnbrücke zusammengebrochen und hatte 43 Menschen in den Tod gerissen. Die Anbindung der großen Häfen von Savona und Genua an den Rest des Landes ist nun an zwei wichtigen Stellen erheblich eingeschränkt. Die neue Autobahnbrücke in Genua soll im April/Mai fertiggestellt werden. Die jetzt eingestürzte Brücke liegt an der Autobahn, die Savona mit der Industrieregion um Turin und Mailand verbindet.Der damalige Verkehrsminister Danilo Toninelli hatte nach der Katastrophe von Genua die Einrichtung einer neuen Behörde versprochen, die eine Bestandsaufnahme des Sicherheitszustands der Infrastruktur erstellt. Sie hat noch immer nicht ihre Arbeit aufgenommen.Betroffen von Problemen ist nicht nur Ligurien, das zwischen Bergen und Meer eingezwängt ist und nur mittels vieler Brücken und Tunnel mit dem Rest des Landes verbunden ist. Erhöhte Risiken bestehen überall im Land. Betroffen ist auch das Eisenbahnnetz, das vielfach aus dem 19. Jahrhundert stammt. Selbst das relativ junge Hochgeschwindigkeitsnetz zwischen Turin und Neapel/Venedig ist immer wieder von Ausfällen und erheblichen Verspätungen betroffen.Auch die Tunnel genügen nicht den Sicherheitsanforderungen, die die EU vor 15 Jahren erlassen hat. 80 % von ihnen weisen keine oder ungenügende Sicherheitszonen und Be- oder Entlüftungen auf.Weder die privaten Betreiber der Autobahnen noch die staatliche Aufsicht kommen ihren Aufgaben nach. Viele Bauwerke werden nicht oder mangelhaft kontrolliert, ihr Zustand ist in Berichten geschönt worden, und sowohl Unternehmen wie der Infrastrukturkonzern Atlantia als auch das zuständige Ministerium wussten seit Jahren über das Sicherheitsrisiko der Brücke von Genua Bescheid. Projekte wie die Bahnschnellstrecke zwischen Turin und Lyon werden seit Jahren politisch blockiert, vor allem von der 5-Sterne-Bewegung.