Einstellige Wachstumsrate im April

Insolvenzgeschehen stabilisiert sich

Im April hat sich der Insolvenzanstieg weiter verlangsamt. Wegen der Konjunkturschwäche dürften die Pleitezahlen im weiteren Jahresverlauf wieder anziehen.

Insolvenzgeschehen stabilisiert sich

Insolvenzgeschehen stabilisiert sich

Schnellindikator zeigt nur moderaten Anstieg im April − Zuwachs von 15,9 Prozent im Februar − Noch keine Trendwende

Im April hat sich der Anstieg der Insolvenzen weiter verlangsamt. Eine Trendwende ist damit aber nicht eingeläutet: Wegen der Konjunkturschwäche und struktureller Probleme werden die Pleitezahlen im weiteren Jahresverlauf wieder anziehen. Folgen der Handelsstreitigkeiten dürfte sich erst mittelfristig zeigen.

ba Frankfurt

Das Insolvenzgeschehen in Deutschland scheint sich beruhigt zu haben: Im April ist die Zahl der Firmenpleiten den zweiten Monat in Folge nur langsam gestiegen. Experten erwarten dennoch, dass in diesem Jahr mehr Unternehmen insolvent werden als 2024 − die 21.812 Fälle waren der höchste Stand seit 2015. Höhere Werte gab es zuletzt während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 mit 32.687 Insolvenzen.

Einstellige Wachstumsrate

Dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge ist die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im April um 3,3% zum Vorjahresmonat gestiegen. „Damit lag die Zuwachsrate wie bereits im März 2025 (+5,7%) im einstelligen Bereich, nachdem zuvor von Juli 2024 bis Januar 2025 zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich verzeichnet worden waren“, erklärten die Wiesbadener Statistiker. Da die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen, kommt es zu einer Verzögerung von annähernd drei Monaten. Aktuelle Daten liegen daher erst für Februar vor. In diesem Monat meldeten die Amtsgerichte ein Wachstum der beantragten Unternehmensinsolvenzen um 15,9% im Monatsvergleich auf 2.068. Die damit einhergehenden Forderungen der Gläubiger liegen bei rund 9,0 Mrd. Euro. Im Februar zuvor waren es rund 4,1 Mrd. Euro. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg binnen Jahresfrist um 4,8% auf 6.075.

Zwölf-Jahres-Hoch

Der höchste Februar-Wert seit zwölf Jahren zeige aber klar, dass es bei den Unternehmensinsolvenzen keine Entwarnung gebe, mahnt DIHK-Chefanalyst Volker Treier. „Schleppende Nachfrage hierzulande und international, hohe Unsicherheiten nicht zuletzt durch die US-Zollpolitik und hohe Lasten am hiesigen Standort durch Steuern, Energiekosten und Bürokratie – all das zehrt an der Ertragsfähigkeit der Unternehmen“, erläutert Treier.

„Die Verwerfungen an den internationalen Märkten werden sich allenfalls mit einer deutlichen zeitlichen Verzögerung auch bei den Unternehmensinsolvenzen zeigen“, beruhigt Christoph Niering, Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). Die April-Zahlen bewegten sich „auf einem Niveau, das eher einer Stagnation entspricht, was auch das zuletzt um 0,2% gewachsene Bruttoinlandsprodukt widerspiegelt“. Niering geht daher weder von einer deutlichen Verschlechterung noch von einer kurzfristigen Erholung aus. Von den Konjunkturpaketen dürften dem VID zufolge bestimmte Branchen profitieren, wie etwa die Baubranche, die in der Vergangenheit besonders von Insolvenzen betroffen waren. Andere Branchen wie beispielsweise der Einzelhandel sowie Gastronomie und Automotive „könnten jedoch weiterhin mit großen Herausforderungen konfrontiert sein“.

Sechs Pleiten je 10.000 Unternehmen

Der Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei war im April erneut am stärksten von Insolvenzen betroffen, nämlich mit 10,0 Fällen je 10.000 Unternehmen. Es folgten die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, zu denen etwa Zeitarbeitsfirmen gehören, mit 9,3 Insolvenzen sowie das Gastgewerbe mit 9,0 Pleiten. Im Februar kamen insgesamt 6,0 Insolvenzen auf 10.000 Firmen − im Januar waren es 5,3.

IWH-Insolvenztrend zeigt 20-Jahres-Hoch

Der Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zeigt für April mit 1.626 insolventen Personen- und Kapitalgesellschaften den höchsten Wert seit 20 Jahren. Das sind nicht nur 11% mehr als im Vormonat und 21% mehr als vor einem Jahr, sondern es übertrifft auch die Werte aus der Finanzkrise 2008/2009.

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