Unternehmensinsolvenzen

Institut weist Angst vor Pleitewelle zurück

In Deutschland ist weiterhin keine Insolvenzwelle in Sicht und nach Einschätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) auch nicht zu befürchten. „Die von vielen Beobachtern vorhergesagte Insolvenzwelle ist wie vom IWH prognostiziert...

Institut weist Angst vor Pleitewelle zurück

ms Frankfurt

In Deutschland ist weiterhin keine Insolvenzwelle in Sicht und nach Einschätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) auch nicht zu befürchten. „Die von vielen Beobachtern vorhergesagte Insolvenzwelle ist wie vom IWH prognostiziert bisher ausgeblieben und für die nähere Zukunft auch nicht zu erwarten“, sagte Steffen Müller, der die Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschung am IWH leitet, am Dienstag. Das IWH forscht intensiv zum Thema und liefert mit dem IWH-Insolvenztrend ein monatliches Update zum bundesweiten Insolvenzgeschehen.

Eine Insolvenzwelle nach der Corona-Pandemie gilt vielen Beobachtern als ein zentrales Risiko für den erhofften und sich teils bereits abzeichnenden Wirtschaftsaufschwung in Deutschland. Das gilt umso mehr, als bei einem sprunghaften Anstieg der Unternehmenspleiten auch Probleme für die Banken drohen würden und damit eine Abwärtsspirale zwischen Realwirtschaft und Finanzsystem. Die vollständige Rückkehr zur Insolvenzantragspflicht am 1. Mai hatte solche Sorgen verstärkt und für Zwist in der großen Koalition gesorgt.

Laut IWH ist die Anzahl der Insolvenzen im Mai nun erneut deutlich gesunken. Demnach wurden nur 682 Personen- und Kapitalgesellschaften als insolvent gemeldet. Damit lagen die Insolvenzen 11% unter den April-Zahlen und mehr als 30% unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Zahl der betroffenen Jobs sank laut IWH auf das niedrigste Niveau seit der Erfassung im Insolvenztrend.

Frühindikatoren ließen zudem keinen spürbaren Anstieg im Juni erwarten, so das IWH. Die meisten Unternehmen seien kerngesund in die Pandemie gegangen und hätten nach wie vor ein funktionierendes Geschäftsmodell, so Müller. Die absehbaren weiteren Öffnungen und Lockerungen kämen den besonders gebeutelten Branchen wie etwa dem Hotel- und Gastgewerbe oder dem Einzelhandel zugute.