ExklusivKonjunkturtableau Deutschland

Investitionen sind der Knackpunkt

Das zu Ende gehende Jahr haken Ökonomen bereits ab. Der staatliche Konsum dürfte für eine schwarze Null sorgen, der Privatkonsum trotz zunehmender Jobsorgen einen Teil dazu beitragen. Die Investitionen werden im Konjunkturtableau als Wachstumsstütze des kommenden Jahres gesehen.

Investitionen sind der Knackpunkt

Investitionen sind der Knackpunkt

Jobsorgen belasten privaten Konsum – Staatskonsum stabil – Außenhandel dämpft Wachstum – Preisdruck lässt nach

Das zu Ende gehende Jahr haken Ökonomen bereits ab. Der staatliche Konsum dürfte für eine schwarze Null sorgen, der Privatkonsum trotz zunehmender Jobsorgen einen Teil dazu beitragen. Die Investitionen werden im Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung als Wachstumsstütze des kommenden Jahres gesehen.

ba Frankfurt

Die jüngsten Konjunkturdaten aus Deutschland signalisieren eher eine Seitwärtsbewegung denn die lang erwartete Aufwärtsbewegung. Experten erwarten aber weiterhin, dass das Fiskalpaket der Bundesregierung ebenso wie die Leitzinssenkungen der EZB die Wirtschaft im kommenden Jahr anschieben werden. Mehr als ein etwa zwei Jahre lang anhaltendes Strohfeuer dürfte es aber nicht werden, so lange begleitende Reformen ausbleiben. Dies zeigt sich auch im Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), in dem die Prognosen von Instituten und Banken zusammengefasst werden und jeweils ein Medianwert errechnet wird. Im Fokus stehen im November insbesondere die Investitionen, aber auch der private Konsum.

„Fragile Lage“

„Die jüngst veröffentlichten BIP-Daten deuten auf eine insgesamt fragile wirtschaftliche Lage in Deutschland hin“, erklärt ZEW-Expertin Lora Pavlova. Zwar habe sich diese mit 0,0% im dritten Quartal, nach dem Rückgang um 0,2% im zweiten Quartal, etwas aufgehellt, eine spürbare konjunkturelle Erholung lasse jedoch weiter auf sich warten. Vor diesem Hintergrund hätten sich die Prognosen für das deutsche BIP-Jahreswachstum für 2025 und 2026 mit jeweils 0,2% und 1,3% gegenüber der vorherigen Veröffentlichung des Konjunkturtableaus im Oktober nicht verändert. Ebenso die Einschätzungen zum BIP-Jahreswachstum in der Eurozone: Sie blieben für das aktuelle und kommende Jahr mit 1,3 bzw. 1,1% stabil.

Staatskonsum stabil

Die Prognosen der einzelnen BIP-Komponenten zeigten Pavlova zufolge nur wenig Dynamik. Der Privatkonsum gilt den Auguren weiter als eine der derzeit wichtigsten Stützen der deutschen Konjunktur. Sie gehen hier von einem Wachstum von 1,0% sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr aus. Im zweiten Quartal allerdings fiel er mit 0,1% noch verhalten aus und die Konsumstimmung ist gemessen am GfK-Barometer weiter niedrig. „Zwar profitieren Haushalte derzeit von steigenden Realeinkommen, doch Sorgen um Arbeitsplatzverlust und die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit könnten sich dämpfend auf das Konsumverhalten auswirken“, betont Pavlova. Dagegen sollte der Staatskonsum mit 2,1% stabil bleiben – sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr.

Bau schwächelt

Spürbar höher als im Oktober schätzen die Experten die Anlageinvestitionen ein – die Prognose steigt von minus 1,5% auf minus 0,9%, bleibt jedoch im negativen Bereich. Insgesamt ergibt sich bei den Anlageinvestitionen ein gemischtes Bild: Während die Ausrüstungsinvestitionen laut der Schnellschätzung vom Statistikamt Destatis positiv zum BIP-Quartalswachstum im dritten Quartal beigetragen haben, bleiben die Bau- und Industrieinvestitionen eher schwach.

Die Schwäche im Bau zeigt sich auch am erneuten Rückgang des Einkaufsmanagerindex für das Bauhauptgewerbe. Das aktuelle Umfrageergebnis spiegele „ein Klima der Unsicherheit, hohen Baukosten und relativ hohen Langfristzinsen wider, die in den letzten zwei Jahren deutlich über dem Niveau des letzten Jahrzehnts lagen“, wie es bei der Hamburg Commercial Bank heißt, dem Sponsor der von S&P erhobenen Umfrage.

Außenhandel bremst

Der Außenhandel wirkt sich den Voraussagen im Konjunkturtableau zufolge insgesamt belastend aus: Nachdem die Exporte zum Jahresbeginn durch Vorzieheffekte infolge der US-Zollpolitik deutlich angezogen hatten, schwächten sie sich deutlich ab und blieben auch im dritten Quartal im negativen Bereich. Nachdem sie im Gesamtjahr 2025 Vorjahresniveau erwartet werden, die die Importe aber zugleich um 3,8% ansteigen dürften, werde dies die außenwirtschaftliche Bilanz belasten, erklärt Pavlova.

EZB kann sich Stillhalten leisten

Der Preisdruck hat unterdessen nachgelassen, so dass die EZB vorerst auch keinen unmittelbaren Handlungsbedarf sieht. Die Inflationsrate liegt nach nationaler Berechnung im Oktober nach zwei Anstiegen in Folge mit 2,3% wieder näher am EZB-Zielwert von 2,0%. Im Median erwarten die betrachteten Institute für 2025 weiter eine Jahresrate von 2,1%. 2026 sollte sie wieder die 2%-Marke erreichen. Im Euroraum hat die Inflationsrate im Oktober mit 2,1% ebenfalls etwas nachgelassen.

In seiner geldpolitischen Sitzung am 30. Oktober hatte der EZB-Rat erneut auf Risiken hingewiesen, die die Teuerungsrate in beide Richtungen beeinflussen können und die Zinssätze unverändert belassen. Die Experten gehen laut Pavlova ebenfalls von unveränderten Zinsen in den nächsten drei Monaten aus.