Investitionen und Exporte sorgen für Wachstum

Impulse für das deutsche BIP kommen aus dem In-und Ausland - Ifo-Geschäftsklimaindex klettert im Mai auf Rekordhoch

Investitionen und Exporte sorgen für Wachstum

Der deutsche Konjunkturmotor läuft derzeit rund. Im ersten Quartal hat der Aufschwung an Breite und Dynamik gewonnen. Angesichts der rekordhohen Stimmungswerte in den Chefetagen erwarten Ökonomen, dass es so weitergeht.ba Frankfurt – Die Investitionen und Exporte sind im ersten Quartal neben dem nach wie vor robusten privaten Konsum zum Wachstumstreiber geworden. Die Hoffnungen auf einen selbsttragenden Aufschwung haben damit zugenommen, denn die Unternehmen sind optimistischer, investieren und produzieren mehr und schaffen darüber hinaus noch mehr neue Stellen – was wiederum den Konsum anschiebt.Zum Jahresstart ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Quartalsvergleich um 0,6 % gewachsen. Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat damit die Erstschätzung bestätigt. Im Schlussquartal hatte das BIP um 0,4 % zugelegt. “Von allem etwas dabei”Der Blick auf die Details hatte für Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, denn auch etwas von dem Blick auf ein gutes Gericht: “Es ist von allem etwas dabei.” Im Quartalsvergleich kamen die Impulse laut Destatis sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland. Besonders stark zogen die Investitionen an. Begünstigt durch die milde Witterung kletterten die Bauinvestitionen 2,3 %, die Unternehmen investierten 1,2 % mehr. Auch der Konsum legte erneut zu. Der robuste Arbeitsmarkt und die anhaltenden Niedrigzinsen, die den Konsumenten die Lust am Sparen nehmen, sorgten für Kauflaune bei den Verbrauchern. Diese steigerten ihre Konsumausgaben um 0,3 %. Die Staatsausgaben kletterten um 0,4 %. Im Auftaktquartal wurde mehr exportiert (+ 1,3 %) als importiert (+ 0,4 %), so dass der Außenhandel erstmals seit dem zweiten Quartal 2016 wieder einen positiven Wachstumsbeitrag leistete. Die deutsche Exportstärke stößt allerdings bei den Handelspartnern regelmäßig auf Kritik – vor allem bei US-Präsident Donald Trump, aber auch bei der EU-Kommission.Ökonomen erwarten, dass der Aufschwung weitergeht. “Die deutsche Wirtschaft wird zum Langstreckenläufer”, analysierte etwa KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. “Sie hält ihr Tempo mit beeindruckender Ausdauer und nimmt Kurs auf eine der längsten Wachstumsperioden des letzten halben Jahrhunderts.” Auch ING-DiBa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sieht aktuell keine Anzeichen für ein plötzliches Ende des Aufschwungs, der mittlerweile ins neunte Jahr gehe: “Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands wirkt wie eine nicht endende Erfolgsgeschichte.” Im Monatsbericht Mai schreibt auch die Bundesbank, dass sich das kräftige Wachstum der deutschen Wirtschaft “im Frühjahr 2017 wohl fortsetzen” wird.Indiz für ein fortgesetztes Wachstum ist das Stimmungshoch in den Unternehmen: Im Mai kletterte der Ifo-Geschäftsklimaindex auf den höchsten Stand seit 1991. “In den deutschen Chefetagen herrscht Champagnerlaune”, resümierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 7 000 Managern. Für Rückenwind sorgte nicht zuletzt die Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten des wichtigen Handelspartners Frankreich, wie Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zu Reuters sagte. Dass sich der Linksliberale gegen die rechtsextreme, Euro-feindliche Kandidatin Marine Le Pen durchgesetzt hat, sei “ein Signal dafür, dass die Europäische Union nicht akut unter Druck steht wie noch vor einem Jahr”, so Wohlrabe. Doch die Ökonomen fanden auch mahnende Worte. “Allzeithoch – das ist eine tolle Nachricht”, sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. “Aber mal ehrlich: Befindet sich auch die deutsche Konjunktur auf einem Allzeithoch? Wohl kaum.” “Wenngleich es derzeit für das Wachstum gut aussieht, für einen Boom reicht es nun doch nicht”, sagte auch Gitzel. “Wir sollten uns darauf einstellen, dass es in den kommenden Monaten in den Rückwärtsgang geht.” In den USA – der wichtigsten Triebfeder der Weltkonjunktur – habe sich die Konjunkturstimmung deutlich eingetrübt. “Trotz der guten Lage und Stimmung sollte deshalb nicht gleich in Euphorie ausgebrochen werden”, meint Gitzel. Jens Kramer von der Nord/LB hofft, dass sich die “etwas unbekümmerte Zuversicht” bestätigen wird und dass “Trump, Brexit und vieles andere weit genug weg sind oder aber der deutschen Wirtschaft nicht wirklich etwas anhaben können”.