USA sind von EU-Importen abhängig
USA sind von EU-Importen abhängig
IW: USA sind von EU-Importen abhängig
nb Frankfurt
Vor dem Hintergrund des Zollkonflikts mit den USA wird aktuell häufig über die wirtschaftlichen Schäden gesprochen – doch mindestens genauso wichtig sind die Abhängigkeitsverhältnisse. Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben deshalb eine Studie zur Importabhängigkeit der USA von der EU und Deutschland veröffentlicht. Dass die Warenhandelsbilanz der Vereinigten Staaten seit vielen Jahren negativ ist, ist nicht Neues. Allerdings ist auffallend, dass der Wert der Einfuhren von Waren seit 2020 noch einmal deutlich stärker angestiegen ist als der Wert der Ausfuhren, sodass sich ein erhebliches Handelsbilanzdefizit von rund 1,3 Bill. Dollar für 2024 ergibt.
Die Relevanz der Importpartner der USA hat sich im Zeitverlauf gewandelt: Der Anteil der EU ist seit 2010 stetig gestiegen, auf 18,4% der Gesamtimporte, Deutschlands Anteil hat sich nach einem stärkeren Anstieg bei 4,9% eingependelt. Der Beitrag Chinas ist nach einem hohen Importanteil von 21,8% rapide gesunken, auf nur noch 13,8% in 2024. Hier zeigen sich offensichtlich deutliche Spuren des Handelskonflikts, der schon während der ersten Trump-Regierung begonnen und auch von der Biden-Regierung fortgeführt wurde.
Kritische Abhängigkeit
Damit ist die EU der wichtigste Importlieferant der USA. Für die Abhängigkeit der Volkswirtschaften voneinander ist aber nicht nur der Wert der ausgetauschten Waren entscheidend, sondern auch die Frage, wie hoch der Anteil der EU am Import von Waren ist, wie lange dieser Anteil schon besteht und ob er Waren betrifft, die für die USA strategisch entscheidend sind für dessen Industrie, Militär oder Technologie. Vor allem chemische Produkte und Maschinen sowie elektrotechnische Geräte importiert die USA zu einem Anteil von mehr als 50% seit mindestens fünf Jahren aus der EU.
Die Analyse hat gezeigt, dass die US-Importabhängigkeit von der EU deutlich stärker ist als bisher angenommen und die EU-Waren kurzfristig nur schwer ersetzbar sein dürften. Diesen Umstand sollte die EU nutzen, um die Zollverhandlungen aus einer stärkeren Position zu führen – schließlich könnte sie bei einer Eskalation des Zollkonflikts als Ultima Ratio auch Exportbeschränkungen bei strategisch essentiellen Waren in Betracht ziehen. Unabhängig vom Handel mit den USA raten die Forscher zu Reformen, die Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum fördern und Handelsbarrieren in Europa abbauen, um den europäischen Binnenmarkt zu stärken und zusätzlich Freihandelsabkommen mit Schwellenländern wie Indien schnell abzuschließen.
