Weltwirtschaft

IWF-Chefin Georgiewa warnt vor globaler Rezession

Ukraine-Krieg und Zinserhöhungen im Kampf gegen die zu hohe Inflation setzen der Weltwirtschaft zu. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa schürt Sorgen – und kündigt nochmals niedrigere Prognosen an.

IWF-Chefin Georgiewa warnt vor globaler Rezession

ms Frankfurt

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa schließt eine weltweite Rezession nicht mehr aus – wobei sie dabei primär das nächste Jahr im Blick hat. Georgiewa sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Wirtschaftsausblick habe sich seit April „signifikant verdunkelt“. „Wir sind in sehr schwierigem Fahrwasser“, sagte die Bulgarin. Der Internationale Währungsfonds (IWF) werde seine Wachstumsprognose von zuletzt 3,6% für die nächsten beiden Jahre weiter senken müssen. Die neuen Prognosen werden in der zweiten Juli-Hälfte erwartet.

Krieg und hohe Inflation

Mit ihren Aussagen schürt Georgiewa weltweite Sorgen vor einem Wirtschaftseinbruch. Hintergrund für diese Bedenken sind vor allem der Ukraine-Krieg und anhaltende Lieferkettenprobleme infolge der Corona-Pandemie. Hinzu kommt die hohe Inflation, die die Zentralbanken weltweit zu deutlichen Zinserhöhungen veranlasst. Die Rezessionssorgen haben den internationalen Finanzmärkten ein sehr schlechtes erstes Halbjahr beschert. Allerdings gibt es auch Hoffnungsschimmer wie etwa die vielerorts nach der Pandemie hohen Sparvermögen und die meist sehr robusten Arbeitsmärkte.

Georgiewa selbst hatte noch Ende Mai beim Weltwirtschaftsforum in Davos gesagt, dass eine weltweite Rezession nicht in Sicht sei. Das vom IWF prognostizierte globale Wirtschaftswachstum von 3,6% sei weit von einer Rezession entfernt, so die IWF-Chefin damals – auch wenn es in einigen Ländern durchaus zu einem solchen Szenario kommen könnte. Die geänderte Tonlage macht nun deutlich, wie sehr sich die Lage in den vergangenen Wochen noch einmal verschlechtert hat.

Nun sagte Georgiewa, eine Rezession könne nicht ausgeschlossen werden: „Die Risiken haben sich vergrößert.“ Dieses Jahr werde schwierig, aber das Jahr 2023 werde „vielleicht noch härter“. Sie verwies unter anderem auf die sich ausbreitende Inflation, kräftige Zinserhöhungen, eine Abkühlung des chinesischen Wachstums und die Sanktionen gegen Russland sowie Gegenmaßnahmen der Regierung in Moskau.

In den kommenden Wochen werde der IWF seine Vorhersage für das weltweite Wirtschaftswachstum zum dritten Mal in diesem Jahr senken, kündigte Georgiewa an. Die genaue Zahl werde noch von den Experten ausgearbeitet. Im April hatte der Fonds seine Prognose für das Jahr 2022 gegenüber Januar deutlich von 4,4% auf 3,6% zurückgenommen. Im Oktober vergangenen Jahres war er sogar noch von 4,9% ausgegangen. Für 2021 hatte er das globale Wachstum auf 6,1% taxiert. Für das Jahr 2023 hatte der Fonds im April ebenfalls 3,6% prognostiziert.

Die IWF-Prognosen stehen stets in besonderem Fokus, weil sie als wichtige Grundlage für die Beratungen der internationalen Staatengemeinschaft in Sachen Weltwirtschaft gelten. Anfang nächster Woche wird Georgiewa die EU-Finanzminister in Brüssel über die Perspektiven für die Weltwirtschaft unterrichten. Das verlautete am Donnerstag aus deutschen Regierungskreisen. Es sei mit einer deutlich pessimistischeren Einschätzung zu rechnen.

Anfang Juni hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre Wachstumsprognosen deutlich nach unten korrigiert. War die OECD Ende 2021 noch davon ausgegangen, dass die Wirtschaft im laufenden Jahr um 4,5% zulegen würde, rechnet sie inzwischen nur noch mit 3% – und für nächstes Jahr mit 2,8%.

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