IWF warnt vor abrupter Marktkorrektur
IWF warnt vor abrupter Marktkorrektur
IWF warnt vor abrupter Marktkorrektur
Finanzmärkte grundsätzlich in solider Verfassung, doch volatile Kurse, die wachsende Bedeutung von Krypto und die Fiskalpolitik bergen Risiken
mpi Washington
Die globale Finanzstabilität hat sich im vergangenen halben Jahr nur leicht verbessert. Das konstatiert der Internationale Währungsfonds (IWF) in seiner neusten Ausgabe des Global Financial Stability Report (GFSR). Im historischen Vergleich seien die Risiken nach wie vor überdurchschnittlich hoch. Die Kursbewegungen an den Finanzmärkten würden dies jedoch nicht widerspiegeln und so die Probleme etwas übertünchen.
Es könnte daher zu abrupten Marktkorrekturen kommen, sollte sich eines der Risiken manifestieren. Und selbst wenn nicht, drohe eine Kurskorrektur. Laut IWF läuft etwa der S&P 500 besser als es anhand von fundamentalen Daten eigentlich gerechtfertigt sei. Der Währungsfonds spricht von einer Überbewertung von 10 Prozentpunkten. Gleichzeitig betont er, dass diese Überbewertung deutlich geringer ist als in der Zeit vor Platzen der Dotcom-Blase.
Klumpenrisiko in den USA
Insbesondere der KI-Boom befeuert derzeit die US-Börsen. So warnt der IWF auch mit Blick auf den S&P 500, dass alleine die Magnificent 7 ein Drittel des Gewichts des Index ausmachen. Dadurch entstehe ein Klumpenrisiko. Tobias Adrian, Finanzmarktchef des IWF, sieht jedoch deutliche Unterschiede zur Dotcom-Blase. „Die Profitabilität der heutigen Tech-Firmen ist hoch und hat wiederholt positiv überrascht “, sagt er der Börsen-Zeitung. „Wie hoch der Produktivitätsgewinn für die Kunden von KI sein wird, muss man sehen. Doch selbst wenn er eher gering sein sollte, können die Techfirmen profitabel sein.“
Ein größeres Risiko für die Finanzstabilität macht der IWF in der wachsenden Bedeutung von Finanzintermediären aus dem Nichtbanken-Sektor (NBFI) aus. Zu diesen zählen etwa Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften oder Hedgefonds. Diese sind in der Regel weniger reguliert. Ein Stresstest des IWF zeigt, dass Liquiditätsprobleme von NBFI schnell auf den Bankensektor überschwappen können. Europäische Banken sind dabei stärker betroffen als US-Institute.
Gefahr der Dollarisierung
Von Stablecoins gehen laut IWF wiederum drei Risiken aus. In wirtschaftlich schwächer entwickelten Ländern könnten Stablecoins, die bislang fast ausschließlich in Dollar denomoniert sind, die heimische Währung verdrängen. Der Regierung fiele die Wirtschafts- und Finanzpolitik dann schwerer.
Zudem könnten sich die Strukturen an den Anleihemärkten verändern mit möglichen Implikationen für Stablecoins, die mit Staatsanleihen hinterlegt sind. Drittens könnten Stablecoins negative Auswirkungen auf die Anleihemärkte haben. Der Anteil von US-Staatsanleihen im Besitz von Stablecoin-Emittenten wächst stetig.
Nicht nachhaltige Fiskalpolitik
Unzufrieden zeigt sich der IWF in Hinblick auf die Entwicklung der Staatsverschuldung in vielen Ländern. Bereits in wenigen Jahren könnte die globale Verschuldung gemessen am BIP auf 100% steigen. Wachsende Sorgen bei Investoren um die Nachhaltigkeit der Fiskalpolitik könnten zu steigenden Zinsen für Staatsanleihen führen. Dies wiederum könnte die Bilanzen von Banken belasten und auch Druck auf Investmentfonds aufbauen.
Der IWF ruft die Regierungen deshalb zu einer Konsolidierung der Fiskalpolitik auf, wobei er ausdrücklich Deutschland ausnimmt. Die höhere Staatsverschuldung hierzulande sei ein wichtiger Schritt, um das Wirtschaftswachstum in Deutschland zu stärken.
Die Zentralbanken wiederum solten laut IWF wachsam gegenüber nach wie vor bestehenden Inflationsrisiken sein, insbesondere dort, wo die Inflation noch über dem Zielwert liegt. Um ihr Mandat erfüllen zu können, müssten die Notenbanken operativ unabhängig bleiben, fordert der Währungsfonds.