Konjunktur in Japan

Japan schnürt größtes Konjunkturpaket seit der Pandemie

Über die Hälfte der Ausgaben aus den zusätzlichen Finanzmitteln soll helfen, die Inflationsrate im nächsten Frühjahr um 0,7 Prozentpunkte zu drücken. Dafür muss die Neuverschuldung wachsen.

Japan schnürt größtes Konjunkturpaket seit der Pandemie

Tokio schnürt größtes Hilfspaket seit der Pandemie

Über die Hälfte der Ausgaben dient der Inflationsbekämpfung

mf Tokio

Die Regierung von Premierministerin Sanae Takaichi hat ein Konjunkturpaket im Volumen von 21,3 Bill. Yen (118 Mrd. Euro) auf den Weg gebracht. Die größte Finanzspritze für Japans Wirtschaft seit der Pandemie übertrifft das Paket ihres Vorgängers Shigeru Ishiba um die Hälfte. Nach einer Schätzung von UBS schrauben die Mehrausgaben die Wachstumsrate in 2026 um 0,5 Prozentpunkte nach oben. Die Regierung schätzt den Effekt auf +1,4 Punkte über drei Jahre, rechnet jedoch Folgeausgaben von Privatunternehmen und Lokalregierungen ein.

Inflationswirkung abmildern

Von dem Gesamtpaket werden 17,7 Bill. Yen (98 Mrd. Euro) über einen Nachtragshaushalt finanziert. Nach Angaben von Takaichi soll die Neuverschuldung in diesem Jahr das Vorjahresniveau von 42,1 Bill. Yen nicht überschreiten. Aus der Differenz zu dem zuvor schon feststehenden Volumen neuer Anleihen ergibt sich eine zusätzliche Neuverschuldung von 6,7 Bill. Yen (37 Mrd. Euro).

Rund 55% der Ausgaben, nämlich knapp 12 Bill. Yen (55 Mrd. Euro), sollen die Folgen der anhaltenden Inflation erträglicher machen. Seit 43 Monaten liegt die Inflation über der Zielrate der Notenbank von 2%. Im Oktober zog die Inflation in der Kernrate auf 3,0% an. Das Paket enthält Zuschüsse für Strom- und Gaskosten von 7.000 Yen (39 Euro) pro Haushalt von Januar bis März, die Streichung einer Benzin-Extrasteuer von 25 Yen (0,14 Euro) pro Liter mit Gesamtkosten von 1 Bill. Yen (5,5 Mrd. Euro), eine einmalige Kindergeldzahlung von 20.000 Yen (110 Euro) und Reisgutscheine für ärmere Haushalte im Wert von 3.000 Yen (16,60 Euro). In der Folge soll die Inflationsrate zwischen Februar und April um 0,7 Punkte sinken.

Verteidigungsetat wächst

Die Stimulus-Maßnahmen sollen auch Japans Abhängigkeit vom Ausland verringern. Dazu zählen die Wiederbelebung des Schiffsbaus, die Förderung modernster Halbleiterfertigung und der Ausbau der Infrastruktur für KI-Rechenzentren. Weitere 1,7 Bill. Yen (9,4 Mrd. Euro) bringen den Verteidigungsetat auf 2% des Bruttoinlandsprodukts, zwei Jahre früher als geplant. Die Regionen außerhalb Tokios erhalten 2 Bill. Yen (11 Mrd. Euro) - ein Zugeständnis an Takaichis neuen Koalitionspartner, die Regionalpartei JIP.