Bank of Japan

Japans Notenbank rechnet mit höherer Inflation

Der Chef der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, kritisiert „Yen-Spekulanten“ – und bleibt trotz revidierter Inflationsprognose seiner Marschroute treu. Immer mehr Analysten hegen Zweifel.

Japans Notenbank rechnet mit höherer Inflation

mf Tokio

Die Bank of Japan (BoJ) rechnet mit mehr Inflation, will ihre Geldpolitik aber nicht straffen. Vielmehr kündigte die BoJ-Führung an, unbegrenzte Mengen an 10-jährigen Staatsanleihen zu einer Rendite von 0,25% so lange zu kaufen, bis die Nachfrage versiege. Diese Operation läuft seit anderthalb Wochen. Nach der Ankündigung sackte die Landeswährung auf neuerliche 20-Jahres-Tiefs von bis zu knapp 131 Yen je Dollar ab. Dessen ungeachtet wiederholte Gouverneur Haruhiko Kuroda, ein schwacher Yen sei positiv für die Wirtschaft. Er wolle die „Spekulanten stoppen, die unnötige Bewegungen am Finanzmarkt verursachten“.

Laut der neuen BoJ-Prognose werden die Verbraucherpreise (ohne frische Lebensmittel) in diesem Jahr statt um 1,1% um 1,9% steigen. Das wäre die höchste Rate seit drei Jahrzehnten, wenn man Steuererhöhungen nicht berücksichtigt. Ihr Ziel sind 2%. Aber die Zentralbank hält den aktuellen Anstieg nicht für nachhaltig, da die Preise nicht von steigenden Löhnen getrieben würden. Ihre Einschätzung erklärt auch die unverändert gebliebene Vorhersage, dass die Inflationsrate 2023 auf 1,1% zurückfallen wird.

Dennoch gehen immer mehr Analysten davon aus, dass die Notenbank dem Druck weltweit steigender Anleiherenditen nicht dauerhaft standhalten kann. Als wahrscheinlichste Option gilt eine Verdoppelung der jetzigen Obergrenze der 10-jährigen Rendite auf 0,5%. Nach Ansicht von Tom Learmouth, Japan-Ökonom von Capital Economics, wird dieser Beschluss schon beim nächsten Treffen am 17. Juni fallen. Allerdings senkte die BoJ auch ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 3,8% auf 2,9%. Damit signalisierte die Notenbank, dass sie eine geldpolitische Unterstützung der Wirtschaft weiter für notwendig hält.

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