Konjunkturprognose

Japans Notenbank rechnet mit mehr Inflation

Japans Notenbank spricht erstmals von Aufwärtsrisiken bei der Inflation und erhöht die entsprechenden Prognosen. Das Preisziel von 2% bleibt dennoch außer Reichweite. Zudem werden Wachstumserwartungen nach hinten verschoben.

Japans Notenbank rechnet mit mehr Inflation

mf Tokio

Erstmals seit über sieben Jahren zieht die Bank of Japan (BoJ) Aufwärtsrisiken bei der Inflation in Betracht. Seit Oktober 2014 fürchtete sie nur einen Rückfall in die Deflation. Nun spricht sie wegen der Teuerung von Energie und Rohstoffen von „generell ausgewogenen“ Risiken. Trotz dieser historischen Neubewertung hält die BoJ an ihrem ultralockeren Kurs fest. Darauf gab der Yen zum Dollar deutlich nach.

„Es wäre verfrüht, eine Exit-Strategie zu besprechen, solange die Inflationsrate nicht stabil über 2% liegt“, bekräftigte Gouverneur Haruhiko Kuroda. „Wir denken nicht über einen Kurswechsel nach und führen auch keine Diskussion darüber.“ Damit dementierte Kuroda einen Reuters-Bericht. „Die BoJ wird die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig halten“, sagte Marcel Thieliant von Capital Economics.

Laut dem neuen Quartalsausblick der BoJ zieht die Teuerung im Fiskaljahr 2022 (ab April) und 2023 wegen höherer Energie- und Rohstoffkosten und eines schwächeren Yen in der Kernrate inklusive Energie und ohne frische Lebensmittel nur um je 1,1% an. Bisher ging die BoJ von +0,9% für 2022 und +1,0% für 2023 aus. Das heißt: Notenbankchef Kuroda wird sein Inflationsziel von 2% bis zum Ende seiner zehnjährigen Amtszeit im April 2023 nicht erreichen.

Die Konjunkturerwartungen der BoJ fielen unerwartet gemischt aus. Im auslaufenden Fiskaljahr (bis Ende März) sagen die Notenbanker nur noch ein Wachstum von 2,8% vorher, bisher waren es 3,4%. Offenbar berücksichtigte man die aktuell starke Ausbreitung der Omikron-Virusvariante. Voraussichtlich ab Freitag gilt im Großraum Tokio und vielen anderen Präfekturen wieder der Notstand mit eingeschränkten Öffnungszeiten für Bars und Restaurants. Im neuen Fiskaljahr 2022/2023 wird das Bruttoinlandsprodukt nach Ansicht der BoJ jedoch um 3,8% zunehmen. Zuvor erwartete man nur ein Plus von 2,9%.