Unternehmen bremsen

Japans Wirtschaft schrumpfte stärker als zunächst gemeldet

Die Unternehmen investierten laut neuen Daten im dritten Quartal nicht mehr, sondern weniger. Dennoch dürfte die Notenbank den Leitzins am 19. Dezember erhöhen.

Japans Wirtschaft schrumpfte stärker als zunächst gemeldet

Japans Wirtschaft schrumpfte stärker als zunächst gemeldet

Unternehmen fahren ihre Investitionen herunter

mf Tokio

Die japanische Volkswirtschaft ist im dritten Quartal laut einer neuen Schätzung um 0,6% zum Vorquartal oder auf das Jahr hochgerechnet um 2,3% geschrumpft. Die erste Schätzung hatte ein Minus von 0,4% bzw. 1,8% ergeben. Hauptgrund für die kräftige Korrektur waren neue Daten zu den Unternehmensinvestitionen. Statt der zunächst kalkulierten Zunahme von 0,2% sanken sie um 1,0%. Der Privatkonsum mit mehr als der Hälfte der Wirtschaftsleistung legte um 0,2% statt 0,1% zu. Insgesamt ging Japans Bruttoinlandsprodukt (BIP) erstmals seit sechs Quartalen zurück.

Rückenwind für Konjunkturpaket

Aus Sicht von Premierministerin Sanae Takaichi kam die Abwärtsrevision der bisher gemeldeten Daten genau zur rechten Zeit, da das Parlament gerade ihren Nachtragshaushalt mit Sonderausgaben von 17,7 Bill. Yen (98 Mrd. Euro) kontrovers diskutiert. Die Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen und der ebenfalls stagnierende Privatkonsum liefern Takaichi die Argumente für die größte Konjunkturspritze seit der Pandemie. Laut Chefökonom Takahide Kiuchi vom Nomura-Forschungsinstitut erhöht das Paket das BIP im Jahr 2026 um 1,1%.

Die Sonderausgaben sollen die Verbraucher unter anderem durch Beihilfen für Strom und Gas zum Jahresanfang von der hartnäckigen Inflation entlasten und kleinere Unternehmen bei Lohnerhöhungen unterstützen. Separate Daten des Arbeitsministeriums vom Montag zeigten, dass die Reallöhne im Oktober um 0,7% gegenüber dem Vorjahr schrumpften. Diesem Kaufkraftverlust sollen die staatlichen Subventionen entgegenwirken. Außerdem finanziert das Extrabudget Entwicklung und Ausbau strategisch wichtiger Technologien sowie die Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 2% des BIPs.

Bank of Japan „hinkt hinterher“

Nach Ansicht vieler Beobachter wird die Bank of Japan (BoJ) am 19. Dezember trotz Abschwungs den Leitzins auf 0,75% erhöhen. Die Währungshüter gehen davon aus, dass die jüngsten Einbrüche beim Export und im Wohnungsbau nur vorübergehender Natur sind. „Die BoJ hätte die Zinsen eigentlich schon im Herbst anheben sollen, daher hinkt sie jetzt etwas hinterher“, meinte Ayako Fujita, Chefökonomin für Japan bei JPMorgan.