Japans Wirtschaft wächst sehr kräftig

Schub durch Staatsausgaben und Privatkonsum - Export und Firmeninvestitionen bleiben Sorgenkinder

Japans Wirtschaft wächst sehr kräftig

Höhere staatliche Ausgaben und eine Zunahme des privaten Verbrauchs haben der japanischen Volkswirtschaft im ersten Quartal zu einem kräftigen Wachstumsschub verholfen. Volkswirte gehen aber davon aus, dass das Expansionstempo in den kommenden Quartalen wieder etwas nachlassen dürfte.mf Tokio – Ein Jahr nach der Natur- und Atomkatastrophe zeigt Japans Wirtschaft aufgrund hoher Staatsausgaben und vermehrten Privatkonsums unerwartete Stärke. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte nach vorläufigen Zahlen zwischen Januar und März um 1 % zum Vorquartal auf 513 Bill. Yen (5 Bill. Euro) zu. Die Jahresrate von real 4,1 % ist doppelt so hoch wie das Wachstum Deutschlands. Der Rückgang von 0,2 % im Vorquartal wurde auf 0,0 % korrigiert. Das Brokerhaus Nomura rechnet nun 2012 mit einem realen Wachstum von 2,5 %.Dennoch dürfte im ersten Quartal bereits der Spitzenwert erreicht worden sein. Nach einer Umfrage des Japan Center for Economic Research erwartet der Durchschnitt der Ökonomen im zweiten und dritten Quartal eine BIP-Zunahme um jeweils noch 2,2 % (auf ein ganzes Jahr hochgerechnet). Im Schlussquartal soll sich das Wachstum auf 1,7 % verlangsamen. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik schon beim Treffen der Bank von Japan nächste Woche ist daher wenig wahrscheinlich. Andererseits könnte die Verteuerung des Yen die Währungshüter zum vorzeitigen Handeln zwingen. Die offiziellen Warnungen vor einer Intervention werden nach einem Anstieg um 4 % zum Dollar bereits lauter.Der Aufschwung zum Jahresauftakt beruhte zum Ersten auf einer Steigerung der öffentlichen Investitionen um 5,4 % zum Vorquartal. Es war die erste Zunahme seit drei Quartalen, obwohl Japans Regierung zwischen April und Oktober über 20 Bill. Yen (196 Mrd. Euro) für den Wiederaufbau im Nordosten bereitgestellt hatte. Zum Zweiten wuchsen Binnennachfrage und Haushaltsausgaben um jeweils 1,1 % zum Vorquartal. Beim Privatkonsum, der 60 % zur Wirtschaftsleistung beiträgt, befürchten Analysten aber einen Vorzieheffekt, weil die höheren Ausgaben durch Subventionen für kraftstoffarme Fahrzeuge angekurbelt wurden. Die Fördersumme von 300 Mrd. Yen dürfte spätestens im Sommer aufgebraucht sein. Danach dürfte der Autoabsatz wieder sinken.Sorgen bereiten auch die Ausfuhren und die Firmeninvestitionen. Die Exporte erholten sich zwar mit einem Anstieg um 2,9 % vom Einbruch um 3,7 % im Vorquartal. Die Importe nahmen um 1,9 % zu. Die Auslandsnachfrage trug aber nur 0,1 Punkte zum BIP-Anstieg bei. Nun droht die schwächere Nachfrage aus Europa und China die Ausfuhren erneut zu bremsen. Vor diesem Hintergrund investieren die Unternehmen vorsichtiger. Nach einer Ankurbelung um 5,2 % im vierten Quartal 2011 fuhren sie ihre Investitionen um 3,9 % zurück. Die Kernaufträge für den Maschinenbau wuchsen um 0,9 %. Die Investitionen machen etwa 15 % des BIP aus.