Trotz US-Einfuhrzöllen

Japans Wirtschaft wächst unerwartet kräftig

Die US-Zölle konnten Japans Wirtschaft im Vierteljahr zwischen April und Juni nicht bremsen. Der nächste Zinsschritt erfolgt daher wohl früher als erwartet.

Japans Wirtschaft wächst unerwartet kräftig

Japans Wirtschaft wächst unerwartet kräftig

Wahrscheinlichkeit für Zinsschritt noch 2025 steigt

mf Tokio

Japans Wirtschaft hat im abgelaufenen Quartal mit einer Wachstumsrate von 0,3% zum Vorquartal positiv überrascht. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung noch in diesem Jahr. Die Regierung revidierte auch die Rate für das Auftaktquartal 2025 von –0,2% auf +0,6%. Nach dieser Korrektur ist Japans Bruttoinlandsprodukt (BIP) fünf Quartale hintereinander gewachsen. Der Nikkei 225 stieg auf einen Rekord.

Starke Privatinvestitionen

Angetrieben von Exporten und Privatkonsum trotzte das BIP zwischen April und Juni den Belastungen durch den neuen Basiszoll von 10% für Einfuhren in die USA und 25% für Autos. Zum Vergleich: Die deutsche Wirtschaft schrumpfte um 0,1% und die Euro-Zone schaffte +0,1%. Japans Rate fiel rund 2,5 Mal höher aus als von japanischen Ökonomen erwartet. Zwei Fünftel der von Bloomberg befragten Analysten rechnen nun mit einer Zinserhöhung schon im Oktober. Bisher ging die Mehrheit von einem Termin Anfang 2026 aus.

Die Auslandsnachfrage, also die Exporte abzüglich der Importe, trug mit 0,3 Prozentpunkten am stärksten zum Quartalswachstum bei. Die Exporte stiegen um 2,0% zum Vorquartal. Der private Konsum mit dem größten BIP-Beitrag wuchs um 0,2%. Die privaten Investitionen lagen um unerwartet starke 1,3% über dem Vorquartal und wuchs ebenfalls das fünfte Vierteljahr hintereinander. Der Abbau der Lagerbestände schmälerte das Wachstum um 0,3 Punkte. „Es wird immer deutlicher, dass die japanische Wirtschaft die US-Zölle abschüttelt“, sagte Ökonom Marcel Thieliant von Capital Economics.

Sonderfaktoren fallen weg

In den kommenden Quartalen dürften die Exporte jedoch zurückgehen, da ihr Volumen zwischen April und Juni durch Sonderfaktoren wie solide Autoausfuhren und eine vorgezogenen Halbleiter-Nachfrage aus Asien aufgebläht wurden. Durch den im Juli vereinbarten US-Einfuhrzollsatz von 15% wird das BIP-Wachstum laut einer Umfrage unter japanischen Ökonomen im Durchschnitt um 0,2 bis 0,4 Prozentpunkte geschmälert.

Das Brokerhaus J.P. Morgan Japan rechnet trotz der relativ hohen Inflation aber nur mit einer moderaten Verlangsamung des Wachstums, sodass der nächste Zinsschritt schon im Oktober erfolgen werde. „Die soliden Daten zur Binnennachfrage werden die Bank of Japan dazu zwingen, ihre Einschätzung zu revidieren, dass die Zoll-Unsicherheit die Konjunktur belastet“, schrieb Analyst Benjamin Shatil.