Jeder zweite Kurzarbeiter hat Existenzsorgen
ast Frankfurt
Rein rechnerisch hat die Kurzarbeit in Deutschland während der Corona-Pandemie rund eine Million Arbeitsplätze gesichert. Das betont auch die Bundesagentur für Arbeit regelmäßig in ihren Monatsberichten. Doch viele Empfänger der Staatshilfe leiden dennoch unter Existenzsorgen. Das geht aus einer Studie hervor, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Freitag veröffentlicht hat.
Demnach bewertet fast die Hälfte der Kurzarbeiter (48%) ihre finanzielle Situation als stark belastend. Die Quote ist fast viermal so hoch wie bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne Kurzarbeit und nicht viel niedriger als bei Arbeitslosen. Die Daten ermittelte das WSI durch eine repräsentative Online-Befragung von mehr als 6100 Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden, darunter etwa 8% Kurzarbeiter.
Jeder Zweite der Befragten in Kurzarbeit hat Existenzängste. Wird das Kurzarbeitergeld vom Arbeitgeber oder durch gesetzliche Vorgaben aufgestockt, sinkt der Anteil der um ihren Lebensunterhalt fürchtenden Erwerbstätigen. Allerdings erhalten nur zwei von fünf Kurzarbeitern eine Aufstockung über die 60 beziehungsweise 67% des Grundgehaltes hinaus. Bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne Kurzarbeit plagen „nur“ knapp 17% Existenzängste. Ein wesentlicher Grund für die häufigen Sorgen um die eigene wirtschaftliche Zukunft dürfte den Studienautoren zufolge die von rund 44% der Kurzarbeitenden geäußerte Furcht sein, doch noch arbeitslos zu werden. In der Gruppe der Beschäftigten ohne Kurzarbeit fürchtete das nur jeder Zehnte.
Die Studie hebt jedoch auch die Vorteile der Kurzarbeit hervor. Zwar fürchteten nach wie vor viele um ihren Job, doch bestehe auch von Seiten der Unternehmen der Wunsch, nach Ende der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder mit voller und qualifizierter Besatzung durchstarten zu können. Allerdings sei angesichts der hohen Zahl von Kurzarbeitern „mit sich im Laufe der Zeit verschärfenden sozialen Problemen zu rechnen, da finanzielle Rücklagen vielfach bereits aufgebraucht sind und bei immer mehr Personen weiter schrumpfen werden“, warnen die Forscher.