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Juncker platzt im EU-Parlament der Kragen

fed - 751 Sitze gibt es im Europäischen Parlament. 720 davon blieben gestern leer. Anlass genug für EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, sich in Rage zu reden und vor versammelter Mannschaft (oder besser gesagt: vor der ja gerade nicht...

Juncker platzt im EU-Parlament der Kragen

fed – 751 Sitze gibt es im Europäischen Parlament. 720 davon blieben gestern leer. Anlass genug für EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, sich in Rage zu reden und vor versammelter Mannschaft (oder besser gesagt: vor der ja gerade nicht versammelten Mannschaft) heftig über die hohe “No show”-Rate zu schimpfen. “Das Europäische Parlament ist lächerlich, sehr lächerlich”, teilte der 62-jährige EU-Kommissionschef kräftig aus. Selbst als ihn EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani (immerhin der war anwesend) zur Mäßigung rief, gab Juncker keine Ruhe. Der EU-Kommissionspräsident kündigte an, dass er nie wieder “an Sitzungen dieser Art teilnehmen” werde.Dass Juncker der Kragen platzte, hat sicherlich damit zu tun, dass die EU-Kommission häufig mit dem Vorwurf mangelnder demokratischer Legitimation konfrontiert ist – derweil sich das EU-Parlament als Herzstück der europäischen Demokratie und als Zentrum der politischen Debatte präsentiert, obwohl die Bänke während der Sitzungen sehr oft leer bleiben. Auch dürfte gestern eine Rolle gespielt haben, dass sich Juncker – als früherer Regierungschef des kleinen EU-Mitgliedslands Luxemburg – darüber ärgerte, dass der Premier des noch kleineren EU-Staats Malta, Joseph Muscat, vor gähnend leeren Rängen über seinen Ratsvorsitz berichten musste. “Wäre Herr Muscat Frau Merkel, wäre hier gewiss Full House gewesen”, giftete Juncker. Die Antwort aus dem EU-Parlament ließ nicht lange auf sich warten. Der Grüne Sven Giegold attackierte Junckers Verhalten als “selbstgerecht und arrogant” und forderte eine Entschuldigung. Giegold konnte wohl deshalb zurückkeilen, weil die Grünen die einzige Fraktion waren, die in der Plenarsitzung wenigstens mit ihrem Fraktionschef vertreten waren.