Olaf Scholz (62) ist Bundesfinanzminister und als Vizekanzler der wichtigste SPD-Mann im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Diesen Posten hat er seit März 2018 inne, nachdem das schwarz-rote Bündnis nach mühsamen Koalitionsverhandlungen in einer Art Vernunftehe mündete. Scholz war bis dahin Erster Bürgermeister in Hamburg. Geboren in Osnabrück, wuchs er in Hamburg auf, machte dort Abitur, studierte Jura und wurde Rechtsanwalt. 2011 kandidierte er für den Posten des Regierungschefs in der Hansestadt, wo er 2001 bereits kurz Innensenator gewesen war. Selbst politisch konservative Hamburger zollen Scholz Respekt dafür, Dinge wirklich zu bewegen. Seine Art, knapp und präzise mit Worten umzugehen, illustriert ihn als Mann des Nordens.

1998 wurde Scholz erstmals in den Bundestag gewählt. Seit dem Wahlsieg von Merkel 2005 hielt er die SPD-Fraktion als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer in der neu gebildeten großen Koalition zusammen. 2007 wurde er Bundesarbeitsminister und blieb es bis zum Regierungswechsel 2009 zu Schwarz-Gelb. In der Zeit der Finanzkrise schlug er mit dem Kurzarbeitergeld die Brücke in die Beschäftigung. Zwei Jahre bis zur Wahl in Hamburg war er Vize der SPD-Bundestagsfraktion.

 Mit der SPD hat Scholz noch viel vor. Im Sommer 2020 wurde der beliebteste SPD-Politiker von den Parteichefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans als Kanzlerkandidat nominiert – früh genug, bevor der Druck durch das Wirecard-Debakel auf ihn wuchs. Das Rennen um den SPD-Vorsitz hatte er 2019 in einem Mitgliedervotum verloren – obwohl er viele Jahre SPD-Vize war und die Partei sogar kommissarisch geführt hatte. Die Umfragen für die SPD müssten noch deutlich zulegen, wenn sich die Ambitionen von Scholz auf das Kanzleramt im September erfüllen sollen.